Stetson - das ist der zu Kopf gestiegene Geist des Wilden Westens, die Inkarnation von Freiheit und Abenteuer. Wer sein Haupt mit dem "Hat of the West" ziert, signalisiert: "Hier steht ein echter Kerl und wo ich bin, ist die Action." Der Stetson ist das perfekte Symbol ur-amerikanischen Stolzes. John Wayne und George W. Bush, J. R. Ewing und der Zigaretten-Cowboy: Ohne Breitkrempe wären sie quasi nackt. Erst ein echter Stetson formt aus Männern Helden - oder Schufte. Ein sprechendes Stück Kleidung, das in einem Western durch seine Gestalt auf den ersten Blick verrät, wer "the Good, the Bad and the Ugly" ist.
Dem Wetter die Stirn bieten
Amerikas Cowboys, Goldgräber und Pioniere kennen Mitte des 19. Jahrhunderts noch keine robuste, wetterfeste Allzweck-Kleidung. 1853 erfindet Levi Strauss die Jeans und damit die ultimative Arbeitshose. Auf dem Kopf wird dagegen weiter alles getragen, was Schutz gegen sengende Sonne und prasselnden Regen verspricht. Doch alte Zylinder und Melonen, Strohhüte, gewickelte Lumpen, ja sogar Tirolerhüte, halten Wind und Wetter nicht lange stand. Zu jener Zeit treibt sich auch John Batterson Stetson, 1830 in New Jersey geboren, als Goldsucher in den Rocky Mountains herum. Inspiriert durch leidvolle Erfahrungen am eigenen Leib, beginnt der Sohn eines armen Hutmachers 1865, mit großkrempigen Filzhüten zu experimentieren.
Krempe mit Charakter
Dass er damit in der sozialen Hierarchie ganz unten beginnt, irritiert Stetson nicht. Hutmacher gelten damals überall als faul, schlampig und unzuverlässig. Ein Jahr später präsentiert seine "John B. Stetson Hat Company" den ersten Prototypen des legendären Cowboy-Hutes. In kürzester Zeit verbreitet sich Stetsons "Hat of the West" erst in den Vieh-Gegenden des Westens und dann über die gesamten Vereinigten Staaten. Die Cowboys taufen ihre neue Kopfbedeckung dankbar den "Boss of the Plains". Selbst nach ungezählten Regengüssen behalten seine breiten Hutkrempen die Form, mit der jeder Träger seinen Stetson zum individuellen Schmuckstück macht. Schon bald setzten sich regionale Erkennungszeichen durch - wie die nach unten abgeknickte Spitze in den Rocky Mountains oder die an den Seiten hochgezwirbelten Krempen der Texaner.
Stetson bietet bald Dutzende verschiedener Modelle an und baut sein Unternehmen noch zu Lebzeiten zur bekanntesten und erfolgreichsten Hutfabrik Amerikas aus. Als reicher, hoch geachteter Mann stirbt John Batterson Stetson am 18. Februar 1906 im Alter von 76 Jahren. Sein 1865 entworfenes Ur-Modell ist noch heute der Verkaufsschlager. Und noch immer ist er sehr teuer, sehr steif und - am Anfang - sehr unbequem. Denn nicht der Knick, erst der Schweiß macht im Lauf der Zeit aus einem Stetson wirklich den ganz persönlichen "Boss of the Plains".
Stand: 18.02.2011
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. Februar 2011 ebenfalls den Hutmacher John Stetson. Auch das "ZeitZeichen" gibt es einen Monat lang als Podcast.