Er trägt eine Brille. Über dem linken Glas ist eine Augenklappe angebracht. John Ford kann nicht gut sehen. Aber als Filmregisseur hat er einen klaren Blick für das, was er vor der Kamera inszeniert. Ford gilt als Regie-Legende. Geboren wird er am 1. Februar 1895 in Cape Elizabeth im US-Bundesstaat Maine als Sohn einer irischen Einwandererfamilie. Damals heißt er Sean Aloysius O'Feeny. Er will zur Marine, wird aber wegen seiner Sehschwäche nicht genommen. Durch seinen älteren Bruder - einem Stummfilmstar, der sich den Künstlernamen Francis Ford zugelegt hatte - kommt er 1914 nach Hollywood. Sean Aloysius nennt sich nun Jack Ford, aus dem später John Ford wird.
In Hollywood freundet er sich mit dem Schauspieler Harry Carey an. Der ist ein Westernstar und setzt sich beim Produzenten Carl Laemmle dafür ein, dass Ford bei einem Film mit ihm Regie führen darf. Ford verbraucht das gesamte Filmmaterial, lässt Laemmle aber ausrichten, die Kamera sei ins Wasser gefallen. Als der Film fertig ist, schmeißt Laemmle Ford raus, weil er sich betrogen fühlt. Doch als Laemmle den Film sieht, erkennt er Fords Talent, Geschichten spannend und schnörkellos zu erzählen - und stellt ihn wieder ein. Seinen ersten großen Stummfilm-Erfolg hat Ford 1924. In der Sierra Nevada verfilmt er den Bau der ersten kontinentalen Eisenbahn Amerikas. Als die Dreharbeiten nach einem Monat nicht abgeschlossen sind, verlangt der Produzent die Rückkehr des Teams. Aber Ford bleibt stur und dreht fünf Wochen weiter. Der Film "Das stählerne Pferd" kostet 280.000 Dollar und spielt drei Millionen Dollar ein. Obwohl Ford für "The Iron Horse" die Drehzeit überzogen hat, ist er für Produzenten ein verlässlicher Partner: Er bleibt meist unter den vereinbarten Produktionskosten.
Ford ist damals der schnellste Regisseur Hollywoods, weil er Szenen ungern wiederholen lässt. Er weiß schon beim Drehen, wie der Film geschnitten wird und dreht oft nur, was er braucht. Mit "Stagecoach" (1939), der in Deutschland "Ringo" heißt, macht Ford den Western wieder salonfähig. Durch diesen Film wird John Wayne zum Star. Allein mit ihm dreht Ford 13 Filme. Ingesamt macht er innerhalb von 50 Jahren über 130 Filme. Viele davon sind Konfektionsware. Aber Ford hat Meisterwerke gedreht und ist der bisher erfolgreichste Regisseur in der Oscar-Geschichte: Vier Regie-Oscars gewinnt er mit den Filmen "Der Verräter" (1935), "Die Früchte des Zorns" (1940), "So grün war mein Tal" (1941) und "Der Sieger" (1952). Keiner dieser Filme ist allerdings ein Western. Dennnoch gilt Ford - neben Howard Hawks - als Großmeister dieses Genres. Mit "Faustrecht der Prärie", "Cheyenne" und "Der schwarze Falke" schreibt Ford Westerngeschichte. Er stirbt am 31. August 1973 im Alter von 78 Jahren an einem Krebsleiden in Palm Springs in Kalifornien.
Stand: 01.02.10