Ray Conniff vor seinem Orchester stehend

Stichtag

6. November 1916 - US-Orchesterchef Ray Conniff wird geboren

Viele Fans, klagt der weißbärtige Bandleader mit der Prinz-Eisenherz-Frisur, hielten ihn für eine Fantasiegestalt – erfunden als prägnante PR-Figur für ein weltbekanntes Tanzorchester. Daran ist Ray Conniff nicht ganz unschuldig. Mit einem zeitlebens skandalfreien und öffentlichkeitsscheuen Privatleben eignet sich der Star schlicht nicht als Schlagzeilenlieferant. So kennen die Meisten den 1916 in Massachusetts geborenen Conniff nur als den dauerlächelnden Showdirigenten, der seinen Musikern etwas hüftsteif den Takt vorgibt.

Verborgen bleibt die endlose Studioarbeit, in der der versierte Posaunist und Arrangeur an seinem unverwechselbaren "Ray-Conniff-Sound" feilt. Ein schwereloser Sound, der Ende der 50er-Jahre der angestaubten Tanzmusik neues Leben einhaucht und – neben James Lasts Party-Sound - als Inbegriff des "Easy Listening", der angenehmen Hintergrund-Beschallung, gilt.

„Dab da da duh da“

Mit George Gershwins Klassiker "’s wonderful" als Titelstück bringt Ray Conniff 1956 das erste Orchesteralbum unter seinem Namen heraus. Die Ära der Bigbands und Tanzorchester ist eigentlich vorbei, Elvis Presley und der Rock’n’Roll setzen gerade zum Siegeszug an. Doch Conniffs Platte mit eingängigen Standards im neuen Happy-Sound hält sich neun Monate in den Top Twenty der meistverkauften LPs und legt den Grundstein zu einer über vier Jahrzehnte andauernden Weltkarriere.

Ray Conniffs Erfolgsrezept ist die melodiöse Verquickung von Instrumental- und Gesangsstimmen. Mit viel Hall unterlegt, singt sein swingender Chor keine Texte, sondern tritt mit rhythmischen Silben ("dab da da duh da") in einen Dialog mit Trompeten, Saxofonen und Posaunen. Ein Rezept, das bei Pophits ebenso aufgeht wie bei klassischen Themen und Broadway-Songs. So entsteht die perfekte, zeitlose Heile-Welt-Musik, die sich als Klangtapete gleichermaßen zur Party-Unterhaltung wie zur Konsumberieselung eignet.

Späte Erfolgsjahre in Südamerika

Während Bob Dylan und Jimi Hendrix in ihren Songs Jugendrevolte und Vietnam-Krieg thematisieren, liefert Ray Conniff ganz politikfern und immer gleich den melodiösen Hintergrund zum unbeschwerten American Way of Life. Mit "Somewhere my Love", dem Titelsong des Films "Dr. Schiwago", gelingt ihm 1966 sein kommerziell größter Erfolg. 1969 kommt der US-Star erstmals auch zu Konzerten in die Bundesrepublik und nimmt dabei ein Live-Album auf. "An der Spitze seines ständigen Teams steht ein technischer Direktor - Bob Ballard aus Hollywood - assistiert von zwei Toningenieuren und vier Beleuchtern", berichtet ein beeindruckter WDR-Reporter vom Konzert in Köln.

Mitte der 70er-Jahre verschwinden Conniffs Platten allmählich aus den Hitparaden; in den USA und Europa wird es ruhig um den Orchesterchef. In Südamerika dagegen feiert er auf regelmäßigen Tourneen weiter große Erfolge. Insgesamt mehr als 100 Langspielplatten und CDs veröffentlicht Ray Conniff; über 70 Millionen Stück werden weltweit verkauft. Am 12. Oktober 2002 stirbt der König der Klangtapete an den Folgen eines Schlaganfalls. In Fahrstühlen, Kaufhäusern und Supermärkten begegnet er uns bis heute.

Stand: 06.11.2011

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