Palästinenserpräsident Jassir Arafat am 13.09.2003 in seinem damaligen Amtssitz in Ramallah (Israel)

Stichtag

11. November 2004 - Jassir Arafat stirbt bei Paris

Als die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) 1964 gegründet wird, ist Jassir Arafats Guerilla-Einheit Fatah noch weitgehend unbekannt. Er hatte die "Bewegung zur nationalen Befreiung Palästinas" zwar 1958 ins Leben gerufen, doch erst sieben Jahre später wird die Fatah bekannter, als sie vom Libanon aus den bewaffneten Kampf gegen Israel aufnimmt. Der am 27. August (nach anderen Angaben am 4. oder am 24. August) 1929 geborene Arafat ist der Meinung, dass der jüdische Staat nur durch einen Partisanenkrieg zu schlagen sei. Ein siegreiches Gefecht der Fatah gegen das israelische Militär macht Arafat 1968 zu einer Heldenfigur. Ein Jahr später wird Arafat PLO-Chef - und wandelt sich allmählich vom Terroristen zum Politiker.

Die Vereinten Nationen laden Arafat ein, 1974 die Palästinadebatte der UNO-Generalversammlung mit einer Rede zu eröffnen. Arafat erscheint in Uniform, mit Palästinensertuch und Pistolengurt: "Heute kam ich zu euch, in einer Hand den Ölzweig und in der anderen Hand das Gewehr der Revolution, lasst den grünen Zweig nicht aus meiner Hand fallen!" Er fordert die Juden Israels auf, sich mit den Palästinensern "in einem demokratischen Staat zu vereinen, in dem Christen, Juden und Muslime in Gerechtigkeit, Gleichheit und Brüderlichkeit" zusammenleben sollten. Die Rede ist ein großer Prestigeerfolg: Die PLO erhält als legitime politische Vertretung der Palästinenser fortan Beobachterstatus bei der UNO.

Friedensgespräche in Oslo

Doch Israel sieht in der PLO, deren Führung in Beirut sitzt, weiterhin eine Terrororganisation. 1982 marschiert das israelische Militär in den Libanon ein, um die PLO zu zerschlagen. Arafat flüchtet nach Tunis. 1988 ruft er im Exil den Staat Palästina aus. Bald kann Israel die PLO als politischer Faktor nicht mehr ignorieren. Im Vergleich mit den neuen islamistischen Gruppen - wie der Hamas - ist die PLO gemäßigt. 1991 beginnen Friedensgespräche in Oslo. Zwei Jahre später sorgt ein Brief von Arafat an den israelischen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin für Aufsehen. Darin heißt es: "Die PLO erkennt das Recht des Staates Israel an, in Frieden und Sicherheit zu existieren."

Der Oslo-Friedensprozess mündet 1994 in das Gaza-Jericho-Abkommen. Arafat und Rabin werden dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Palästinenser erhalten eine Art autonomen Flickenteppich im Westjordanland, der bis heute der Status quo ist. "Die Erwartung der Palästinenser war dann, dass Israel im Gegenzug Palästina und die Palästinenser anerkennt", sagt Politikwissenschaftlerin Helga Baumgarten von der Universität Birzeit in den palästinensischen Autonomiegebieten. Doch das Osloer Abkommen enthalte keinen entsprechenden Passus.

Behandlung im Militärkrankenhaus

Im Jahr 2000 scheitern weitere Verhandlungen in Camp David. Vor allem der fortwährende Bau neuer jüdischer Siedlungen im Westjordanland wird zum unüberbrückbaren Hindernis. Im Gegenzug tut Arafat nichts, um den Terror der militanten Palästinensergruppen zu unterbinden. Israel stellt ihn unter Hausarrest und zerstört seinen Amtssitz. "Man hat ihn nicht mehr akzeptiert als jemanden, der Frieden schaffen möchte", so Wissenschaftlerin Baumgarten.

Schließlich wird Arafat als politischer Partner ignoriert. Zudem erkrankt der Palästinenserpräsident so schwer, dass er Ende Oktober 2004 mit einer Maschine der französischen Armee zur Behandlung in ein Militärkrankenhaus bei Paris gebracht wird. Zuvor hatte Israel das seit drei Jahren bestehende Reiseverbot aufgehoben. Nach Leber- und Nierenversagen sowie einer Gehirnblutung stirbt Arafat am 11. November 2004. Die genauen Umstände seines Todes bleiben unklar. Während 2013 Schweizer Experten zum Schluss kommen, dass Arafat mit radioaktiven Polonium vergiftet worden sein könnte, finden russische und französische Wissenschaftler dafür keine Anzeichen.

Stand: 11.11.2014

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