Marita Lorenz bei Kino-Premiere in Köln, 2000

Stichtag

18. August 1939 - CIA-Agentin Marita Lorenz in Bremen geboren

Im Februar 1959, sieben Wochen nach Fidel Castros Sieg über Kubas Diktator Batista, legt das Kreuzfahrtschiff "Berlin" in Havanna an. Revolutionsführer Castro kommt zu einem Besuch an Bord und begegnet Marita, der 19-jährigen Tochter von Kapitän Heinrich Lorenz. "Als Fidel auf dem Deck stand, war ich schon in ihn verliebt", erzählt Marita Lorenz Jahrzehnte später.

Auch Kubas neuer starker Mann erliegt sofort den Reizen des hübschen dunkelhaarigen Mädchens. Es entwickelt sich eine Love Story ohne Happy End, denn durch ihre Nähe zu Castro landet die Deutsche im mörderischen Sumpf der US-Geheimdienste. Nach 20 Jahren als Undercover-Agentin strandet Marita Lorenz ausgebrannt als Sozialhilfeempfängerin in New York.

Hochschwanger in Havanna entführt

Marita Lorenz’ abenteuerliches Leben beginnt am 18. August 1939 in Bremen. Ihre Mutter, die amerikanische Tänzerin Alice June Lofland, verhilft während des Krieges gefangenen französischen Widerständlern zur Flucht. Sie wird denunziert und landet mit ihrer kleinen Tochter im KZ Bergen-Belsen. Beide überleben, doch mit sieben Jahren erleidet die schwer traumatisierte Marita die nächste Katastrophe: Sie wird vom Vater einer Freundin vergewaltigt. "Das hat mich stärker gemacht, böser fürs Leben", bekennt Marita Lorenz später. Geborgenheit und Halt findet sie bei ihrem Vater, den sie als Jugendliche auf vielen Schiffsreisen begleiten darf.

Ihre erste Begegnung mit Fidel Castro 1959 dauert nur einen Tag, dann reist Marita Lorenz mit ihrem Vater nach New York. Kaum angekommen, schickt ihr der verliebte Revolutionär ein Flugzeug. Überglücklich fliegt die 19-Jährige in Castros Arme und Bett. Bald wird sie schwanger, verliert das Kind aber unter ungeklärten Umständen nach einer mysteriösen Entführung in Havanna. Zurück in Miami wird die verwirrte Frau vom berüchtigten CIA-Agenten Frank Sturgis geködert. Viele Jahre später erklärt der 1972 als Watergate-Einbrecher bekannt gewordene Sturgis in einem Interview: "Ich züchtete Marita heran, um Castro zu vergiften."

Kennedy-Attentäter nach Dallas gefahren

Mit Giftkapseln im Gepäck kehrt Marita Lorenz 1960 zu ihrem Ex-Geliebten zurück, doch den Mordauftrag führt sie nicht aus. Noch einmal verfällt sie Castros Charme und wirft das Gift weg. Danach verschwindet sie für Monate in einem geheimen CIA-Lager in Florida. Zur Terroristin ausgebildet, wird sie im Kampf gegen das Kommunisten-Regime in Kuba eingesetzt. Im November 1963 muss Marita Lorenz, den Kofferraum voller Waffen, einige Männern nach Dallas, Texas bringen. Als dort wenige Tage später Präsident John F. Kennedy ermordet wird, erkennt sie, dass der Attentäter Lee Harvey Oswald unter ihren Passagieren war. Als Drahtzieher des Attentats beschuldigt Lorenz später Frank Sturgis. Doch wie etliche Details ihrer Agentenkarriere bleibt auch diese Behauptung unbewiesen.

Jahrelang transportiert die CIA-Agentin Geld und Waffen, verübt Anschläge und geht Liebesaffären mit Ex-Diktatoren und Mafia-Bossen ein. 1969 gerät Marita Lorenz in die Fänge des FBI. Sie heiratet in New York einen Geheimdienstler und spioniert osteuropäische Diplomaten aus. Ende der 70er Jahre ist Marita Lorenz am Ende ihrer Kraft. Sie bricht mit ihrer Vergangenheit und wird dafür jahrelang mit Mordanschlägen bedroht. 1998 erzählt die 60-Jährige dem Filmemacher Wilfried Huisman ihre unglaubliche Story. Daraus entsteht 2000 der preisgekrönte WDR-Dokumentarfilm "Lieber Fidel - Maritas Geschichte". Im Oktober 2014 ist Marita Lorenz im Spionage-Museum in Oberhausen zu Gast und berichtet über ihr obskures Agentenleben.

Stand: 18.04.2014

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