Steffi Graf im Wimbledon-Finale 1988

Stichtag

10. September 1988 - Steffi Graf gewinnt als erste Deutsche den Grand Slam

Als Sabine Lisicki 2013 bis in das Finale von Wimbledon vordringt, werden große Hoffnungen und Erinnerungen geweckt. Hoffungen, dass wieder eine Deutsche das bedeutendste Tennis-Turnier der Welt gewinnt. Und Erinnerungen an die letzte deutsche Wimbledon-Siegerin Steffi Graf, die das insgesamt gleich sieben Mal schaffte. Doch Lisicki verliert und Steffi Graf bleibt unerreicht.

Bereits mit 13 Jahren bestreitet die 1969 geborene Stefanie Graf ihr erstes Profi-Match; kurz darauf erscheint das von Vater Peter betreute "Wunderkind" als jüngste Spielerin aller Zeiten auf der Weltrangliste. Den ersten großen Titel holt Graf 1987 bei den French Open in einem Final-Drama gegen Superstar Martina Navratilova. Im selben Jahr erobert sie Platz eins des Weltrankings und bleibt dort 186 Wochen in Folge, länger als jede vor und nach ihr.

"Gräfin Gnadenlos"

Steffi Graf beendet das Jahr 1987 mit 75 Siegen und nur zwei Niederlagen. "Sie dominiert ihre Gegnerin nach Belieben." Kaum ein Match-Kommentator kommt noch ohne diesen Satz aus. In den folgenden zwölf Monaten erspielt sich "Fräulein Vorhand", wie die 18-Jährige wegen ihrer schärfsten Waffe genannt wird, endgültig ihren Platz in der ewigen Bestenliste. Melbourne, Paris, London, New York – das sind die Stationen der Grand-Slam-Turniere, die den höchsten Ruhm bedeuten. Vor Steffi Graf konnten nur zwei Spielerinnen alle vier in einem Jahr gewinnen.

Zuerst trifft Graf im Januar 1988 bei den Australien Open auf Chris Evert. Nach 70 Minuten geht die Amerikanerin, neben Navratilova die Top-Spielerin der 70er und 80er Jahre, geschlagen vom Platz. Noch schlimmer erwischt es bei den French Open die Russin Natallja Swerowa. Mit 6:0, 6:0 wird sie von "Gräfin Gnadenlos" vom Court gefegt. Im Finale von Wimbledon muss Steffi Graf gegen die 32-jährige Martina Navratilova antreten. Graf entscheidet den Kampf der Generationen für sich und holt sich ihren ersten Titel im Mekka des Tennis.

Golden Slam und Krisenzeiten

An das entscheidende vierte Finale gegen Gabriela Sabatini bei den US Open kann sich ARD-Reporter Hans Jürgen Pohmann bestens erinnern: "Da war ein Kribbeln unter allen Zuschauern, das ging durch alle Reihen, durch alle Ecken dieser Anlage. Hier kann jemand wirklich was Großes schaffen." In drei Sätzen besiegt Steffi Graf den Jungstar aus Argentinien und gewinnt als erste Deutsche die Krone des Tennis, den Grand Slam. Nur drei Wochen später, im olympischen Endspiel in Seoul, heißt die Gegnerin wieder Sabatini. Wieder triumphiert Steffi Graf und macht mit der Goldmedaille den bis heute einzigartigen Golden Slam perfekt.

Für die Konkurrenz ist sie ein einziger Alptraum. Allein 1989/1990 gewinnt Graf 66 Matches in Folge. Dank Disziplin und Bodenhaftung übersteht sie den Skandal, den die angebliche Beziehung ihres Vaters zu einem Nacktmodell auslöst. Erst Mitte der 90er Jahre machen ihr Verletzungen zunehmend zu schaffen; Anklagen wegen Steuerhinterziehung gegen Vater und Tochter zerren an den Nerven. Doch sie reift in der Krise und übersteht die schwerste Zeit ihres Lebens - um etliche Millionen ärmer, aber ohne Imageschaden.  Rivalinnen wie Monica Seles oder Martina Hingis sägen nun an ihrem Thron. Im August 1999 erklärt Steffi Graf das Ende ihrer unvergleichlichen Karriere. Nach 107 Turniersiegen und insgesamt 377 Wochen als Weltranglisten-Erste zieht sich Deutschlands Tennis-Königin mit 30 Jahren ins Privatleben zurück.

Stand: 10.09.2013

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.