1959 wird der Regisseur und Surrealist Luis Buñuel im Film "Sonatas" auf den Schauspieler Fernando Rey aufmerksam. Rey spielt einen toten Offizier – offenbar mit solcher Überzeugungskraft, dass Buñuel ihn unbedingt für seine Filme gewinnen will.
Fortan entwickelt sich Rey neben Francisco Rabal zu einem der Lieblingsschauspieler des Regisseurs: Wie in "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" (1972) wird der distinguiert, elegant und kontrolliert wirkende Rey vor allem eingesetzt in Rollen, die die moralische Doppelbödigkeit der bürgerlichen Gesellschaft entlarven sollen.
Der Mann mit der sonoren Stimme
Geboren wird Rey am 20. September 1917 im spanischen La Coruña. Wie sein Vater kämpft er im Spanischen Bürgerkrieg gegen Francos Truppen; nach dem Sieg der Faschisten verliert die Familie ihren ansehnlichen Besitz. Da der Vater inhaftiert wird, muss Rey für den Unterhalt der Familie sorgen. Er bewirbt sich beim Film und schafft es mit eiserner Disziplin, sich im spanischen Unterhaltungskino vom Komparsen zum Hauptdarsteller hochzuarbeiten.
Anfang der 50er Jahre gehört Rey zu den Gründungsmitgliedern des unabhängigen Filmproduktionsverbundes "Unión Industrial Cinematográfica" (UNINCI). Er will den gängigen Klischees des kommerziellen Kinos im Rahmen der waltenden Zensur politische Positionen entgegenstellen. Im erfolgreichsten Film der UNINCI-Frühzeit "Welcome Mr. Marshall!" (1953) über ein Dorf, das sich erhofft, vom Marshall-Plan bedacht zu werden, gibt er den sonoren Erzähler. Wegen seiner markanten, dunklen Stimme ist Rey zu dieser Zeit auch als Synchronsprecher – etwa von Gary Cooper, Laurence Olivier und Cary Grant – überaus beliebt.
Objekte der Begierde
1961 spielt Rey in Buñuels preisgekrönter UNINCI-Produktion "Viridiana" den Gutsbesitzer Don Jaime, der sich aussichtslos in eine Novizin verliebt, die seiner verstorbenen Frau verblüffend ähnlich sieht. Die Rolle bringt ihm über die Grenzen Spaniens hinaus Renommee und legt ihn fest auf den Part des älteren Herren, der - wie auch in Buñuels "Dieses obskure Objekt der Begierde" (1977) - jüngeren Frauen nachstellt und ihnen dabei verfällt.
1971 spielt Rey in "French Connection" einen dubiosen Drogenhändler. Die Rolle markiert seinen endgültigen Durchbruch im internationalen Filmgeschäft. 1992 spielt er in Ridley Scotts Historienfilm "1492 – Die Eroberung des Paradieses" an der Seite von Gérard Depardieu. Insgesamt ist er in über 200 Filmen zu sehen. Rey stirbt 1994 in Madrid.
Stand: 20.09.2012
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