Das schüchterne schwarze Mädchen träumt von einer Karriere als Tänzerin. Doch als die 15-jährige Ella im Januar 1934 an einem Talentwettbewerb im Apollo-Theater in Harlem, New York teilnimmt, versagen ihr vor Lampenfieber die Beine. Ärmlich gekleidet steht sie auf der Bühne, ihre dünnen Beine wie gelähmt; das Publikum beginnt zu buhen. Da fängt Ella an zu singen und es wird ganz still im Apollo. Am Ende gewinnt sie den ersten Preis und 25 Dollar – mit ihrer Stimme. So entschließt sich Ella Fitzgerald, als Sängerin ihr Glück zu suchen. Als First Lady des Jazz wird sie Musikgeschichte schreiben.
Ihre Biografen streiten darüber, ob Ella Fitzgerald 1917 oder 1918 geboren wurde. In ärmlichsten Verhältnissen vaterlos aufgewachsen, kommt sie nach dem Tod der Mutter zu einer Tante in New York. Nach ihrem Bühnendebüt 1934 lässt der Durchbruch noch auf sich warten; Ella tingelt zunächst durch Gesangswettbewerbe und wird Mitglied der Apollo-Theater-Band. 1939 nimmt sie ein Kinderlied im Swing-Stil auf: "A Tisket a Tasket". Es wird der Sommerhit des Jahres und verkauft sich über eine Million Mal.
13 Grammys in sechs Jahrzehnten
Der einflussreiche Jazz-Impresario Norman Granz holt die Sängerin Ende der 40er-Jahre in das Ensemble seiner Konzertreihe "Jazz at the Philharmonic". Damit schafft Ella Fitzgerald endgültig den Sprung ins "ernsthafte" Jazz-Fach. Von nun an steht sie regelmäßig mit den Größten auf der Bühne: Oscar Peterson, Dizzy Gillespie, Duke Ellington und Louis Armstrong. Mitte der 1950er Jahre nimmt Ella Fitzgerald eine Reihe von Songbooks auf, jeweils mit Werken von Klassikern wie Cole Porter, George Gershwin oder Irving Berlin. Die Reihe wird ein Welthit und bringt ihr 1958 den ersten von insgesamt 13 Grammys in ihrer fast sechs Jahrzehnte währenden Karriere ein.
Rastlos auf Welttournee
Im Privatleben ist der Jazz Lady weniger Glück vergönnt. Eine erste Ehe wird schnell annulliert, die zweite scheitert nach vier Jahren. Ihr dritter Mann, ein Norweger, wandert 1957 unter großem Aufsehen als Betrüger ins Gefängnis. All die Bestätigung, die ihr in der Liebe versagt bleibt, sucht und findet Ella Fitzgerald umso mehr bei ihrem Publikum. "Der ansteckende Swing, die sichere Intonation, das fantastische Improvisationsvermögen, der Witz der spontanen Reaktionen – die Konzerte waren Festakte der Lebensbejahung”, erinnert sich der Rezensent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Keine andere Jazz-Sängerin, da ist sich die Kritik einig, setzt ihre Stimme derart virtuos als Instrument ein wie Ella Fitzgerald.
Trotz einer schweren Augenerkrankung lebt die Jazz-Diva bis in die Mitte der 80er auf einer fast ununterbrochenen Welttournee. Fast völlig erblindet, dazu schwer herz- und zuckerkrank, muss sie sich schließlich in ihre Villa in Beverly Hills zurückziehen. Dort verbringt sie in zunehmender Verwirrung die letzten Jahre. Am 15. Juni 1996 stirbt der Weltstar, über den keiner ihrer Kollegen je ein schlechtes Wort geäußert hat, im Alter von 78 Jahren.
Stand: 15.06.2011
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