Nicht nur Marilyn Monroe bringt US-Präsident John F. Kennedy bei dessen legendärer Geburtstagsparty im New Yorker Madison Square Garden ein Ständchen. Nach dem sexy gehauchten "Happy Birthday" des blonden Filmstars begeistert eine schlanke, schwarze Sängerin mit großen Ohrringen Publikum und Präsident gleichermaßen. Miriam Makeba gilt als die schönste Stimme Afrikas, mit Augen so tief wie der Ozean, wie ihr Förderer Harry Belafonte sie beschreibt. Kurz zuvor hat der Calypso-König der lebhaften Südafrikanerin zu einem Plattenvertrag und einem Visum für die USA verholfen. Nach einer Auslandsreise hatte das Apartheids-Regime in Südafrika seine unbequemste Kritikerin aus ihrer Heimat verbannt. Amerika dagegen feiert die exotische, singende Freiheitskämpferin - bis sie 1968 den Black-Power-Aktivisten Stokely Carmichael heiratet. Umgehend sorgt das FBI dafür, dass Miriam Makeba als unerwünschte Person die USA verlässt.
Erniedrigung, Diskriminierung und Verfolgung kennt die am 4. März 1932 in einem Township von Johannesburg geborene Sängerin seit ihrer Kindheit. Ihre Mutter, eine Geistheilerin vom Stamm der Xhosa, bemerkt schon früh das musikalische Talent der Tochter und fördert sie. Miriam tourt durch die Bars von Johannesburg und tritt als Solistin der African Jazz and Variety Show auf. Der internationale Durchbruch gelingt ihr mit dem Anti-Apartheid-Film "Come back Africa", der 1959 bei den Filmfestspielen in Venedig gefeiert wird und zu ihrer Ächtung im Burenstaat führt. Jede Gelegenheit nutzt Miriam Makeba von nun an, um das Rassisten-Regime in Kapstadt anzuprangern. 1963 hält die "Stimme Afrikas" eine flammende Rede vor der UNO-Vollversammlung.
Lange bevor World Music zum Begriff wird, erspielt sich Miriam Makeba auf Tourneen rund um den Globus mit ihren mal wütenden, mal zärtlichen Songs eine weltweite Fangemeinde. Kollegen wie Duke Ellington, Miles Davis oder Harry Belafonte schätzen sie als Inspirationsquelle der afro-amerikanischen Musik. Ihr bis heute unverwüstlicher Hit "Pata Pata", eigentlich eine ausgelassene Township-Tanznummer, erklimmt 1967 als erster afrikanischer Song die Top Ten der US-Pop-Charts. Nach ihrer Vertreibung aus den Vereinigten Staaten wird es ruhig um die Sängerin. Makeba siedelt nach Guinea um und verkörpert als UNO-Botschafterin des Landes gleichsam das Gewissen des ganzen Schwarzen Kontinents. 1987 holt Paul Simon sie für seine "Graceland-Tour" zurück auf die Konzertbühne. Drei Jahre später bittet der aus der Haft entlassene Nelson Mandela die "Mutter Afrikas", in ihr Heimatland Südafrika zurückzukehren. Heute kümmert sich Miriam Makeba, die zuletzt 2005 die CD "Homeland " veröffentlichte, in Johannesburg um Not leidende Mädchen und Frauen.
Stand: 04.03.07