Mit mehr als drei Millionen Besuchern jährlich zählt der Friedhof Père Lachaise zu den beliebtesten Touristenzielen von Paris. In der parkartigen Nekropole mit ihren langen Alleen und unzähligen Pfaden haben über eine Million Menschen die letzte Ruhe gefunden, darunter so viele Prominente wie auf keinem anderen Friedhof der Welt.
Mitte des 17. Jahrhunderts erstreckt sich auf dem damals noch vor den Toren der Stadt gelegenen Areal ein Landgut der Jesuiten. Ein einflussreiches Mitglied des Ordens am Hof von Versailles ist Père (Pater) François d’Aix de Lachaise, seit 1675 der Beichtvater von König Ludwig XIV.
Friedhöfe in Paris weichen den Lebenden
Chronisten beschreiben den Pater als gütige, gebildete und einschmeichelnde Persönlichkeit. Gegenüber den Liebschaften des Königs zeigt er sich nachsichtig, was ihm neben Ludwigs Vertrauen auch das von dessen Mätresse Madame de Maintenon sowie das Landhaus Montlouis westlich von Paris einbringt.
Ein halbes Jahrhundert nach dem Tod des Père Lachaise wendet sich das politische Klima gegen die Jesuiten. 1762 wird der Orden aus Frankreich vertrieben. Sein Vermögen und seine Besitzungen werden von der Krone eingezogen; das nach dem Père benannte Landgut kommt unter den Hammer.
Die Bevölkerung von Paris wächst rasant. Die Revolution schließlich entmachtet die Kirche, schließt alle Friedhöfe im Stadtgebiet, um Platz für die Lebenden zu schaffen und errichtet neue Grabfelder außerhalb der Stadtgrenzen. 1803 erwirbt der Präfekt von Paris das ehemalige Jesuiten-Gut und verwandelt die Parkanlage in den neuen "Ostfriedhof" von Paris.
Prominente Tote als Lockmittel
Das erste Begräbnis auf dem Ostfriedhof, der vom Volk aber den Namen Père Lachaise erhält, findet am 21. Mai 1804 statt. Beigesetzt wird die mit fünf Jahren gestorbene Adélaïde Paillard de Villeneuve, ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen.
Das Grab von "Doors"-Sänger Jim Morrison
Das wohlhabende Bürgertum sperrt sich dagegen, vor den Stadtmauern beerdigt zu werden. Kaiser Napoleon I. ordnet deshalb an, als Lockmittel einige bedeutende Verstorbene auf den neuen Friedhof umzubetten. Der Trick funktioniert bestens und beschert der Nekropole eine große Zukunft.
Heute pilgern Touristen aus aller Welt zum "Cimetière Père Lachaise", um die Gräber von Edith Piaf und Molière, Frédéric Chopin oder Jim Morrison zu sehen. Auch Normalsterbliche finden auf dem Friedhof, der längst im Herzen von Paris liegt, weiter ihre letzte Ruhe. Eines der heiß begehrten Dauergräber auf Père Lachaise kostet inzwischen allerdings knapp 16.000 Euro.
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