Farbiges Logo des US-Geheimdienstes NSA

4. November 1952 - Die National Security Agency (NSA) wird gegründet

Stand: 04.11.2017, 00:00 Uhr

Anfang Juni 2013 reisen zwei Reporter des britischen "Guardian" zu einem streng geheimen Treffen nach Hongkong. Im Hotelzimmer ihres Informanten wandern ihre Handys sofort ins Eisfach des Kühlschranks. Denn der junge IT-Experte aus den USA weiß genau: Für seinen Arbeitgeber ist das Orten und Anzapfen von Smartphones überhaupt kein Problem.

Was der 27-jährige Edward Snowden dann erzählt, wird die Welt erschüttern. Er übergibt den Journalisten Dokumente von höchster Brisanz. Sie belegen illegale Abhöraktivitäten der National Security Agency (NSA), des größten der 17 US-Nachrichtendienste. Damit enthüllt Snowden, der über eine externe Firma als Netzwerkadministrator für die NSA arbeitet, welch gigantischer Spähapparat sich hinter den drei Buchstaben verbirgt.

Gründung der NSA (am 04.11.1952)

WDR 2 Stichtag 04.11.2017 04:16 Min. Verfügbar bis 02.11.2027 WDR 2


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Truman hinterlässt Eisenhower die NSA

Ihre Gründung verdankt die NSA dem Versagen eines ungleich bekannteren US-Dienstes. Als 1950 nordkoreanische Truppen den 38. Breitengrad überrennen und das unter Amerikas Schutz stehende Südkorea angreifen, werden die Auslandsaufklärer der Central Intelligence Agency (CIA) kalt erwischt: ihre für schmutzige Kommandoaktionen berüchtigten Agenten waren völlig ahnungslos.

Eine Analyse des Funkverkehrs auf der koreanischen Halbinsel stand für die CIA ganz unten auf der Prioritätenliste. Sie beschäftigte keinen Übersetzer und ihre Codeknacker hatten nicht einmal koreanische Wörterbücher. Am 4. November 1952, zwei Jahre nach Ausbruch des Kriegs gegen Nordkoreas Kommunisten, unterzeichnet Präsident Harry S. Truman das Gründungsdokument der National Security Agency. Es ist der Tag, an dem die Amerikaner Dwight D. Eisenhower ins Weiße Haus wählen.

Die NSA wird unsichtbar

Für Eisenhower werden die direkt dem Sicherheitsberater des Präsidenten unterstellten Auslandsaufklärer beinahe zum Verhängnis. Jahrelang beauftragt er die NSA mit Spionageflügen über sowjetischem Gebiet. Am 1. Mai 1960, kurz vor Beginn eines Gipfeltreffens zwischen den USA und der UdSSR, wird ein U2-Spionagejet über dem Ural abgeschossen. Der Pilot Gary Powers wird gefangen genommen. Kreml-Chef Nikita Chruschtschow tobt und lässt die geplanten Entspannungsgespräche platzen.

Es ist das Ende des Tauwetters zwischen den Supermächten; der Kalte Krieg wird merklich heißer. Während die CIA weiter "HUMINT" (human intelligence), die Spionage mit Agenten betreibt, ist die NSA für "SIGINT" (signals intelligence) zuständig, das Abschöpfen von Informationen durch technische Überwachung. Ein sichtbares Zeichen ihrer Arbeit im Kalten Krieg sind die weißen Kuppeln der Abhöranlage auf dem Teufelsberg in West-Berlin. Ansonsten aber verschwindet die NSA bald vom Radar der Öffentlichkeit, wird zur "No Such Agency", wie die Amerikaner spotten: zum Geheimdienst, den es offiziell gar nicht gibt.

Unbeschränkte Macht durch den "Patriot Act"

Schild "National Security Agency" vor dem Hauptsitz der NSA in Maryland.

Hauptquartier der NSA in Fort Meade, Maryland

Allein in der NSA-Zentrale in Fort Meade, Maryland sind rund 40.000 Mitarbeiter im Dienste der nationalen Sicherheit tätig. Ein Kupfermantel schützt das Hauptgebäude vor elektronischen Attacken. Das Herz der Anlage ist die "thinking machine", ein Supercomputer, der in Sekunden bis zu 70.000 Milliarden Code-Zeichen entschlüsseln kann. Ein einzelner PC würde dazu über 20.000 Jahre brauchen. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 werden die Befugnisse der NSA massiv erweitert – unter Missachtung bisher geltender Gesetze.

Mit der Unterzeichnung des "Patriot Act" durch George W. Bush erhält der Auslandsgeheimdienst einen Freibrief, nun alles und jeden zu überwachen, auch amerikanische Staatsbürger. Als der Whistleblower Snowden sein Wissen öffentlich macht, erfährt die Welt, dass niemand vor der NSA sicher ist, auch Google, Apple, Microsoft und Facebook oder Regierungschefs befreundeter Staaten nicht. Heute ist bekannt: Der deutsche Bundesnachrichtendienst half kräftig beim Aushorchen. Auch beim Versuch, die Ende-zu-Ende-Verschlüsslung zu knacken, mischt der BND angeblich wieder mit.

Programmtipps:

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. November 2017 ebenfalls an die Gründung der NSA. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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