Kaiser Napoleon I. beim Abreiten seiner Armee in der Schlacht bei Jena und Auerstedt

14. Oktober 1806 - Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt

Stand: 14.10.2016, 00:00 Uhr

Die Schlacht von Austerlitz ist ein Triumph für Napoleon: Im Dezember 1805 besiegt der französische Kaiser in Mähren die russisch-österreichische Koalition vernichtend. Die Neutralität der Preußen in diesem Konflikt erkauft er sich, indem er ihnen Anfang 1806 das Kurfürstentum Hannover überlässt - und Berlin dadurch eine Landbrücke nach Westfalen eröffnet. Doch die Freude darüber währt in Preußen nicht lange.

"Im Sommer 1806 erfuhr man dann in Preußen, dass Napoleon insgeheim mit den Briten verhandelte, mit denen er ja noch im Kriegszustand war", sagt der Jenaer Historiker Gerd Fesser. Der Kaiser habe den Briten die Rückgabe Hannovers angeboten. "In Preußen war man natürlich sehr empört darüber." Deshalb macht Preußen mobil, um Frankreich abzuschrecken. 130.000 Preußen und 20.000 Sachsen marschieren nach Thüringen, Napoleons Armee entgegen. Noch ehe sich die getrennt marschierenden preußischen Armeen vereinigen können, greift der Korse an. Am 10. Oktober 1806 besiegen die Franzosen bei Saalfeld die Vorhut der Preußen. 9.000 Soldaten werden aufgerieben.

Napoleons Kanonen auf dem Landgrafenberg

Am 13. Oktober 1806 rückt die französische Armee in Jena ein. Manche sind dort von Napoleon begeistert. In einem Brief an seinen Verleger schreibt der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel am selben Tag von dort: "Es ist in der Tat eine wunderbare Empfindung, ein solches Individuum zu sehen, das hier ... auf einem Pferd sitzend, über die Welt übergreift und sie beherrscht."

Noch in der Nacht lässt Napoleon seine Kanonen auf den als unbezwingbar geltenden Landgrafenberg schaffen. Am Morgen des 14. Oktobers 1806 eröffnen sie das Feuer auf die völlig überraschten bei Jena stationierten preußisch-sächsischen Einheiten. 95.000 Mann wirft Napoleon in die Schlacht, ihm gegenüber stehen 53.000 Preußen und Sachsen unter dem Fürsten zu Hohenlohe. "Die preußische Armee hatte nur eine einzige Kampftaktik", sagt Historiker Fesser. "Ihre Infanterie ging in einer drei Mann tiefen Linie vor.” Die Franzosen hingegen setzen auch Schützen vor den eigenen Linien ein und können so das Gelände besser ausnutzen.

Franzosen gewinnen zweifach

Die Entscheidung fällt beim Dorf Vierzehnheiligen, in dem sich die mobilen französischen Schützen verschanzt haben. Stundenlang steht die preußische Linie davor, ohne vorwärtszukommen. Ihre Verluste sind enorm. "Das Naheliegende wäre gewesen, dieses Dorf durch einen Bajonettangriff zu nehmen", sagt Historiker Fesser. "Aber dazu konnte sich der preußische Oberbefehlshaber nicht entscheiden." Gegen Mittag lässt Napoleon seine Soldaten vorrücken und zerschlägt die geschwächte preußische Linie.

25 Kilometer nördlich steht zur gleichen Zeit Napoleons Marschall Louis Nicolas Davout mit 27.000 Soldaten bei Auerstedt der fast doppelt so starken preußischen Hauptarmee gegenüber. Doch den Preußen gelingt es nicht, ihre Übermacht auszunutzen. Nach der tödlichen Verwundung ihres Oberbefehlshabers, des Herzogs von Braunschweig, bricht Befehlchaos aus. Der anwesende König Friedrich-Wilhelm III. versäumt es, selbst das Oberkommando zu übernehmen oder einen anderen Oberbefehlshaber zu ernennen. "Er tat das aber nicht, sodass nun jeder Kommandeur aus seiner begrenzten Sicht entschied", so Fesser. Davout erringt einen großen Sieg.

Ende des alten Preußen

Napoleon ist derart neidisch auf den Erfolg seines Untergebenen, dass er immer wieder versucht, Auerstedt als ein Teilgefecht seines Sieges kleinzureden. Insgesamt verlieren die Franzosen bei Jena und Auerstedt knapp 15.000 Soldaten, bei den unterlegenen Preußen sterben 33.000 Mann. Der Rückzug der führungslosen Preußen verwandelt sich in der Nacht zu einer wilden Flucht.

Zwei Wochen später zieht Napoleon in Berlin ein. "In Preußen standen schon Staatsmänner und Militärs bereit, die für Reformen eingetreten waren", sagt Fesser. Der preußische Königshof hingegen flieht, Hilfe suchend nach Osten. Aber auch der Eintritt Russlands in den Krieg kann das alte Preußen nicht retten. Beim Friedensschluss von Tilsit 1807 ist Friedrich Wilhelm III. nur noch Zuschauer. Die Niederlage seines rückständigen Feudalstaates macht den Weg frei für Neuerungen in Preußen - zunächst allerdings unter napoleonischer Besatzung.

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