Ein aufgeschlagenes Exemplar von Adolf Hitlers "Mein Kampf"

18. Juli 1925 - Erster Band von Hitlers "Mein Kampf" erscheint

Stand: 18.07.2020, 00:00 Uhr

Das Buch gilt als die wichtigste Schrift des Nationalsozialismus: "Mein Kampf", verfasst von Adolf Hitler. Und zwar teilweise im Gefängnis. Dort landet der NSDAP-Vorsitzende 1924 nach einem Putschversuch gegen die bayerische Landesregierung.

Hitler diktiert seine Monologe seinem Chauffeur Emil Maurice und seinem persönlichen Sekretär Rudolf Heß. Samstags trägt er in der Haftanstalt in Landsberg am Lech seinen miteinsitzenden Kameraden neue Kapitel vor.

Menschenfeindlich

"Mein Kampf" sei "zum großen Teil auch eine Autobiografie", sagt der Historiker Christian Hartmann. Hitler habe sich mit dem Buch bekannter machen wollen und sich dafür "eine Vita zusammengelogen".

Doch das Buch enthält vor allem das Programm der NS-Bewegung - für jedermann nachlesbar, bevor es blutige Realität wird. In "Mein Kampf" spricht Hitler Juden und anderen das Menschsein ab: "Ratten, Parasiten, Schmarotzer, schädliche Bazillen, Ungeziefer."

Hitlers Buch "Mein Kampf" erscheint (am 18.07.1925)

WDR 2 Stichtag 18.07.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 16.07.2030 WDR 2


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Krieg und Gas

Hitler kündigt den Eroberungskrieg an: Aus der "Beengtheit des Lebensraumes" des deutschen Volkes entstehe "das moralische Recht zur Erwerbung fremden Grund und Bodens". Aus den "Tränen des Krieges" erwachse "für die Nachwelt das tägliche Brot".

Auch die Gaskammern klingen an: Hätte man während des Ersten Weltkrieges "zwölf- oder fünfzehntausend dieser hebräischen Volksverderber so unter Giftgas gehalten, wie Hunderttausende unserer allerbesten Arbeiter aus allen Schichten und Berufen es im Felde erdulden mussten, dann wäre das Millionenopfer der Front nicht vergeblich gewesen".

Zur Hochzeit

Am 18. Juli 1925 erscheint der erste Band, im Folgejahr der zweite. Über zwölf Millionen Mal verkaufen sich die rund 800 Seiten bis zum Ende des Nationalsozialismus.

Jedes Ehepaar erhält das Werk auf Staatskosten zur Hochzeit überreicht. Hitler selbst sieht sich nicht als Schriftsteller. Das Buch sei "eine Aneinanderreihung von Leitartikeln für den 'Völkischen Beobachter'".

Kommentierte Ausgabe

Nach dem Zweiten Weltkrieg übertragen die Alliierten die Urheber- und Verwertungsrechte des Buches auf das Land Bayern. Gegen Nachdrucke geht der Freistaat mit allen rechtlichen Mitteln vor.

2015 erlöschen die Urheberrechte. Nun kann das Buch im Grund jeder veröffentlichen. Das Institut für Zeitgeschichte in München gibt daher eine kommentierte Ausgabe von "Mein Kampf" heraus. Darin werden Hitlers Halbwahrheiten enttarnt und seine Ideologie entzaubert.

Programmtipps:

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Stichtag am 19.07.2020: Vor 70 Jahren: "Zentralrat der Juden" in Deutschland gegründet