Er arbeite, damit Frauen schöner aussehen als sie ahnten, sagte der italienische Modedesigner Gianni Versace einmal über sein Werk. Rivalen spotteten, er mache Mode für die Geliebten und die Prostituierten.
Golddurchwirkte Stoffe in Kinderhänden
In Reggio Calabria, am südlichsten Zipfel Italiens, wird Gianni Versace am 2. Dezember 1946 geboren. "Ich bin in Schönheit aufgewachsen", sagt Versace darüber. Die antiken Ruinen der Heimat sind sein Spielplatz. Und aus dem Fenster seines Kinderzimmers blickt er auf einen Brunnen mit dem Mosaik einer schlangenköpfigen Medusa, seinem zukünftigen Logo. So beschreibt er es in verschiedenen Interviews.
Jeden Tag hilft Gianni Versace seiner Mutter in der Schneiderei. Perlmuttknöpfe zum Annähen und golddurchwirkte Stoffe gleiten durch die Kinderhände. Bald nach seiner Ausbildung zum Stoffhändler entwirft er eigene Modelle - und zeigt seine erste Kollektion im westfälischen Lippstadt, eingeladen vom deutschen Modehändler Albert Eickhoff. Versace schockiert fortan die Welt der Haute Couture, weil er neben klassischen Tuchen auch Leder, Gummi und Metall verwendet.
Mode geschaffen für die Nacht und den Sex
Wer Versace trägt, will auffallen. "Seine Kleider waren nie praktisch, nie bequem, sie waren nie gemacht für Vertragsabschlüsse und acht Stunden im Büro. Sie waren geschaffen für die Nacht, den Sex und die Augenblicke im Leben, wo man einfach etwas geschenkt bekommt, egal, ob ein Lächeln oder einen Oscar", sagt der Journalist Thomas Hüetlin.
In den 1980er- und 90er-Jahren gehört Versace zu den erfolgreichsten Modemarken. Giannis extravaganter Lebensstil ist Spiegelbild der auf den Laufstegen vorgeführten Versace-Mode. "Er hat in Miami gelebt wie ein Großfürst. Seine Mitarbeiter mussten am Strand Ausschau halten, um Jungen zu finden, die abends alle zu ihm kamen", erinnert sich Albert Eickhoff.
Aufsehenerregend wie sein Leben ist auch sein Tod: Am Morgen des 15. Juli 1997 jagt ihm ein junger Mann, der Callboy und Serienmörder Andrew Cunanan, vor seiner Villa zwei Kugeln in den Hinterkopf. Das Motiv des Mordes ist bis heute unbekannt.
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