Verleihung des Europäisches Filmpreises am 26.11.1988. Bernardo Bertoluci (links) und Wim Wenders

26. November 1988 - Europäischer Filmpreis in Berlin verliehen

Stand: 26.11.2018, 00:00 Uhr

Außenminister Hans Dietrich Genscher (FDP) ist ein überzeugter Europäer. Und er ist Berlin-Fan. So wird es ihm gefallen haben, 1988 im geteilten Berlin das "Kulturstadtjahr" zu eröffnen. "Berlin berechtigt zu der Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft der ganzen Stadt in einem ungeteilten Europa", spricht Genscher in die Mikrofone.

Einen besonderen Fokus legt der Berliner Kultursenator Volker Hassemer (CDU) dabei auf den Film. Und kündigt eine Preisverleihung an: "Wenn man für den europäischen Film eintreten will, dann muss man so gegenhalten wie die Amerikaner mit ihrer großen Filmmacht es uns vorgemacht haben, und das ist die große Show." Die Show steigt am 26. November 1988 im "Theater des Westens".

Erster Europäischer Filmpreis verliehen (am 26.11.1988)

WDR 2 Stichtag 26.11.2018 04:13 Min. Verfügbar bis 23.11.2028 WDR 2


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Der "Euro-Oscar"

Einen Tag zuvor sitzen im Berliner Luxushotel Kempinski Wim Wenders, Bernardo Bertolucci, Isabelle Huppert, Ben Kingsley und andere auf den Betten und dem Boden eines Zimmers beisammen und diskutieren über die Zukunft des europäischen Films, der gegen die Übermacht des Mainstreamkinos aus Hollywood an den Kassen zumeist den Kürzeren zieht. So ruft das Grüppchen die Europäische Filmakademie ins Leben, die später den Europäischen Filmpreis verleihen wird.

1988 wird der von der Presse bald als "Euro-Oscar" titulierte Preis in zehn Kategorien erstmals vergeben. 27 Länder einschließlich der Ostblockstaaten schicken 48 Filme ins Rennen. Der allererste Preis geht nach dem Ratschluss einer fast 100-köpfigen Jury an den polnischen Regisseur Krzysztof Kieślowski für "Ein kurzer Film über das Töten".

Europas Kino sichtbar machen

Zu den Stars der ersten Stunde gehört die Trophäe, die niemand Geringerer als Markus Lüpertz gestaltet hat. "Jugend schützt die Freiheit" soll sie heißen, aber dann wird sie auf den spontanen Einfall von Journalisten im Restaurant "Felix" schlichtweg "Felix" genannt. 1996 wird Felix gegen eine weibliche Figur im Sternenkleid ausgetauscht, die von allen 3.700 Mitgliedern der Akademie verliehen wird.

In 30 Jahren wird der Europäische Filmpreis 474 Mal verliehen, unter anderem an Volker Schlöndorff, Federico Fellini, Monty Python oder Wim Wenders, der seit 1996 als Präsident der Europäischen Filmakademie firmiert. Den europäischen Film hat der Preis auch in den USA tatsächlich etwas sichtbarer gemacht: Wer ihn bekommt, hat größere Aussichten auf eine Oscar-Nominierung. Oder auf die Auszeichnung selbst – wie Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck 2006 für "Das Leben der Anderen".

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