David McTaggert (l), Mitbegründer von Greenpeace, gibt 1995 dem Radio-Reporter Rainer Butt (m) ein Interview

23. März 2001 - David McTaggart stirbt in Paciano

Stand: 23.03.2021, 00:00 Uhr

Bis zu seinem 40. Lebensjahr ist David McTaggart ein unpolitischer Mensch. Statt Bücher zu lesen, spielt der 1932 geborene Kanadier schon als Kind lieber Badminton - und wird drei Mal kanadischer Meister. Er bricht die Schule ab, schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, schließlich steigt er erfolgreich in die Baubranche ein.

Doch Ende der 1960er Jahre kommt der Absturz. Seine Baufirma geht pleite, seine Ehe scheitert. Planlos schippert McTaggart mit seiner Segeljacht "Vega" vor Neuseeland herum - bis er einen Zeitungsartikel über die Umweltgruppe "Greenpeace" liest. Sie stammt aus seiner Heimatstadt Vancouver. Die 1971 gegründete Gruppe will gegen die französischen Atombombentests in Polynesien protestieren.

David McTaggart, Greenpeace-Gründer (Todest. 23.03.2001)

WDR 2 Stichtag 23.03.2021 04:16 Min. Verfügbar bis 21.03.2031 WDR 2


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Gerammt und verprügelt

McTaggart stellt seine Jacht für die Aktion zur Verfügung. Aus der "Vega" wird die "Greenpeace III". Im Sommer 1972 segelt er mit einer Crew von Neuseeland in die Südsee. Rund um das Mururoa-Atoll haben die Franzosen eine Verbotszone festgelegt. Sie geht weit über den 12-Meilen-Radius hinaus und liegt damit in internationalen Gewässern.

Die erste Protestaktion geht schief. McTaggarts Jacht wird von einem französischen Kriegsschiff gerammt und beschädigt. Ein Jahr später segelt er wieder in die Südsee. "Sie schickten drei Kriegsschiffe und enterten unser Segelboot." McTaggart weist darauf hin, dass sich sein Schiff in internationalen Gewässern befindet - ohne Erfolg. "Sie stülpten mir mein Shirt über den Kopf und fing an, mich zu verprügeln."

Weltweit etabliert

Ein Crewmitglied macht Fotos und schmuggelt sie von Bord. Die Bilder gehen um die Welt. McTaggart klagt gegen Frankreich - und gewinnt. 1979 schafft er es mit anderen zusammen, aus den vielen "Greenpeace"-Gruppen, die es inzwischen gibt, eine weltweite Organisation zu machen: "Greenpeace International".

"Greenpeace" wird zum Synonym für spektakuläre Aktionen: Aktivisten behindern mit Schlauchbooten riesige Walfänger, klettern Schornsteine von Chemiewerken hoch oder blockieren Atommülltransporte. Das gefällt nicht allen: 1985 versenkt Frankreichs Geheimdienst das Schiff "Rainbow Warrior".

Olivenanbau in Umbrien

Unter McTaggert wird "Greenpeace" eine der größten Umweltorganisationen der Welt. 1991 gibt er die Leitung ab. Er zieht nach Italien auf einen Bauernhof zurück. In Paciano in Umbrien betreibt er ökologischen Olivenanbau.

Am 23. März 2001 verunglückt David Fraser McTaggart - vermutlich nach einem Herzanfall - mit seinem Auto in der Nähe seines Wohnortes. Er stirbt mit 68 Jahren.

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