Henri Squire - Spätzünder mit dem Potenzial zum Topspieler
Stand: 06.09.2024, 11:02 Uhr
Henri Squire hat sich bei den French Open in Paris erstmals in den Blick der Öffentlichkeit gespielt. Der gebürtige Duisburger feiert nun auch beim deutschen Davis-Cup-Team in China seine Premiere.
Von Jörg Strohschein
Die ersten Trainingsbälle wurden am Freitag schon geschlagen, der Schweiß war schon geflossen. Allerdings in der Halle, weil die Outdoor-Courts aufgrund eines Taifuns momentan noch nicht zu bespielen sind.
Besondere Bedingungen also auch für Henri Squire, der erstmals im Team dabei ist. Im chinesischen Zuhai bestreitet die deutsche Davis-Cup-Mannschaft die Gruppenphase des diesjährigen Wettbewerbs.
"Das hat eine Riesen-Bedeutung für mich. Ich freue mich total, dabei zu sein", sagt Squire dem WDR nach dem ersten Trainingstag vor Ort. Die Mannschaft von Teamchef Michael Kohlmann eröffnet am kommenden Dienstag die Gruppe mit dem Spiel gegen die Slowakei. Zwei Tage später trifft das DTB-Team dann auf Chile, bevor es am Samstag zur Partie gegen die USA antritt.
Mehr Euphorie als Druck
Der gebürtige Duisburger Squire ist der Rookie in diesem Team. Dass er in China mit dabei ist, hat er wohl vor allem den Absagen von Alexander Zverev, Jan-Lennard Struff und Dominik Koepfer zu verdanken. Aber so ist es häufig im Sport: Wenn Spieler ausfallen, müssen andere in die Bresche springen und ihre Chance nutzen.
"Ich bereite mich so vor, dass ich spielen kann. Ob es so kommt, entscheidet der Chef", sagt Squire mit einem Lachen. Aber: "Ich verbinde das alles nicht so sehr mit Druck, sondern mit Euphorie. Das Spielen im Team gibt mir neue Energie."
Squire ist jetzt mittendrin. Vor ein paar Jahren hätte das wohl kaum jemand gedacht, vielleicht noch nicht einmal er selbst. Denn Squire ist im Profitennis eher ein Spätzünder. Jetzt, mit 23 Jahren, macht er sich so langsam einen Namen auf dem professionellen Tennis-Circuit.
Großer Wurf bei den French Open
Zuletzt, im vergangenen Sommer bei den French Open in Paris, rutschte er überhaupt erst einmal glücklich in die Qualifikation, von wo aus er durchstartete. Drei Matches später erreichte er das Hauptfeld, wo er den bereits etablierten Australier Max Purcell bezwang. Danach unterlag er zwar dem Top-Kanadier Felix Auger-Aliassime - sicherte sich aber ein Preisgeld von 110.000 Euro.
In den drei Jahren zuvor verdiente er bei Turnieren der Future-Serie insgesamt gerade einmal 150.000 Euro. Diese zwei Wochen in Frankreich scheinen den endgültigen Wendepunkt bei ihm eingeläutet zu haben.
Noch nicht reif genug
Squire, der zumeist beim TC Kaiserswerth in Düsseldorf trainiert und für das Bundesliga-Spitzenteam des TC Bredeney spielt, hatte einst sämtliche Jugend-Auswahlteams des DTB durchlaufen. Er war mehrfacher Deutscher Meister und stand im Doppel bei den Australian Open mit Rudi Molleker im Doppelfinale. Eine durchaus bemerkenswerte und erfolgreiche Jugendkarriere.
Aber für den großen Schritt ins professionelle Herren-Tennis fühlte sich Squire damals (noch) nicht reif genug. "Ich war einfach noch nicht gut genug und wusste nicht so richtig, was ich wollte", sagt er. Deshalb machte er den Umweg über die Wake Forest Universität in North Carolina.
Sein australischer Vater David, der lange sein Trainer war und der es einst selbst als Profi versuchte, gab seinem Sohn diesen Ratschlag, einfach mal die Perspektive zu verändern und es mit College-Tennis zu versuchen. Dort, in den USA, feilte er an seiner Hochschulausbildung und gleichzeitig an seinem Spiel.
Harte Grundschläge, guter Aufschlag
Teamchef Michael Kohlmann setzt auf Henri Squire.
"An der Uni hat man schon extremen Druck und dieser wird auch vermittelt. Nach der zweiten Saison hatte ich aber das Gefühl, dass ich mich mental und von der Fitness super weiterentwickelt habe. Dort wird man gut auf die Tour vorbereitet, weil die Spiele an den Colleges viel Stress beinhalten können und man sich auch Team-intern immer wieder durchsetzen muss", sagt Squire.
Dabei herausgekommen ist nun ein Profi, der "unheimlich harte Grundschläge hat und ein guter Aufschläger ist", sagt Teamchef Kohlmann dem WDR. "Oft ist es ja so, dass eine Davis-Cup-Berufung für die nächsten Schritte auf der Rangliste gut tut. Als nächstes dürfte er sich an die Top 100 heran spielen."
Der Temchef hofft, dass er Squire auf der China-Reise schon einen Einsatz offerieren kann.
Kontinuierliche Entwicklung
Auf dem Live-Ranking der ATP-Weltrangliste rangiert Squire derzeit auf Position 185. "Ich versuche unter die ersten 100 Spieler zu kommen, um mich direkt für die Hauptfelder der Grand Slams qualifiziert zu haben", sagt Squire. Dafür mache er jetzt erst einmal alles.
Irgendwann wäre es für ihn erstrebenswert, wenn er unter den besten 25 bis 30 Spielern auf der Welt zu finden wäre. "Aber erstmal versuche ich, das erste Ziel zu erreichen", so Squire. Über alles andere mache er sich dann Gedanken, wenn es wirklich soweit ist.