Einen ausgewiesenen Handball-Experten wie Florian Kehrmann hätten vermutlich viele Handball-Bundesligisten gerne an ihrer Seitenlinie stehen. Den 47-Jährigen vom TBV Lemgo Lippe loszueisen, dürfte indes schwer sein. Dort hat Kehrmann bereits seit 1999 seine sportliche Heimat - erst als Spieler und seit 2014 als Trainer. Den am Saisonende auslaufenden Vertrag mit ihm hat der TBV nun bis Sommer 2026 verlängert.
Kehrmann ist dienstältester Trainer der HBL
Der Weltmeister von 2007 ist dienstältester Trainer in der HBL und ihn bei einem nicht zu den Top-Clubs zählenden Verein "in der stärksten Liga der Welt" halten zu können, sei "alles andere als selbstverständlich", sagt TBV-Geschäftsführer Jörg Zereike: "Seine große Handball-Expertise ist ligaweit von Spielern, Trainern und Verantwortlichen respektiert, was ihn natürlich von Jahr zu Jahr auch für andere Vereine begehrter werden lässt."
Kehrmann selbst scheint sehr viel an Kontinuität und am TBV zu liegen. Immerhin gehört der ehemalige Weltklasse-Rechtsaußen seit 25 Jahren zum Verein. Eine lange und für ihn sehr erfolgreiche Zeit. Neben dem EM-Titel und Olympia-Silber 2004 sowie dem WM-Titel 2007 mit der Nationalmannschaft feierte er auf Vereinsebene einen Pokalsieg (2002), eine Meisterschaft (2003) und zwei EHF-Cup-Siege (2006/2010). Als Coach hat er mit dem TBV auch schon gefeiert als er 2020 erneut den DHB-Pokal gewann, wonach er zum Trainer der Saison gewählt wurde.
Die Ausbildung und Entwicklung von Talenten reizt Kehrmann
Die Titelsammlung Kehrmanns kann sich also sehen lassen, ist aber nicht das, was den 47-Jährigen antreibt: "Die Aufgabe, Talente auszubilden und langfristig zu entwickeln ist eine, die mich auch weiterhin sehr reizt und der ich mich beim TBV weiter mit vollem Einsatz widmen möchte." Das klingt sehr nach einer Herzensangelegenheit, und Spieler wie Jonathan Carlsbogård (seit 2022 beim FC Barcelona) und Lukas Zerbe (seit 2024 beim THW Kiel) haben vor ihren Wechseln zu den absoluten Top-Clubs von seiner Handball-Expertise profitiert.
Mit Talenten zu arbeiten reizt Kehrmann, und das dürfte ihn beim TBV in der Zukunft weiter geboten werden. Mehr als die Hälfte der Spieler in seinem aktuellen 17-köpfigen Kader sind Jahrgang 2000 oder jünger. Zu ihnen zählt auch der 24-jährige Lukas Hutecek. Der Verein hat den Vertrag mit dem Leistungsträger kürzlich ebenfalls bis 2026 verlängert.
Ungeachtet der starken Konkurrenz und der Probleme bei der langfristigen Bindung von Spielern, wenn sie beim TBV unter seiner Regie durchgestartet sind, sieht Kehrmann seine Zukunft in Lemgo - sicher nicht zuletzt wegen der großen Herausforderung: "Auch wenn die Liga von Jahr zu Jahr umkämpfter wird, werde ich auch zukünftig alles geben, um gemeinsam mit der Mannschaft das Maximum herauszuholen", so der Trainer.
Quelle: red