Torhüter Malte Semisch vom TSV GWD Minden ist enttäuscht.

HBL-Absteiger: GWD Minden und der Wunsch nach Kontinuität

Stand: 13.06.2023, 22:49 Uhr

Nach dem fünften Bundesliga-Abstieg der Geschichte laufen bei GWD Minden die Planungen für die Saison in der 2. Handball-Bundesliga. Nach chaotischen Jahren ist vor allem der Wunsch nach Kontinuität groß.

Der Abschluss war noch einmal versöhnlich. Im letzten Saisonspiel der Handball-Bundesliga holte GWD Minden gegen den VfL Gummersbach ein achtbares 28:28-Unentschieden. Sportlich blieb der Punktgewinn aber ohne Wert, denn längst stand fest, dass GWD Minden in der kommenden Saison in der 2. Handball-Bundesliga auflaufen wird.

Für GWD ist es der insgesamt fünfte Abstieg aus der Bundesliga. 13 Punkte aus 34 Spielen waren am Ende deutlich zu wenig. "Es war ein Abstieg auf Raten", sagte Torwart Malte Semisch dem "Mindener Tageblatt". Neun Niederlagen am Stück schon zu Beginn der Saison waren letztlich eine zu große Hypothek.

Korte: "Qualität des Kaders hat nicht gereicht"

Hauptursache für den Mindener Abstieg war jedoch der Kader. "Die Qualität des Kaders hat vom ersten Spieltag an nicht gereicht. Wir sind mit nur einem Halbrechten und einem Halblinken in eine Bundesliga-Saison gegangen – da muss man kein großer Kenner sein um zu wissen, dass das nicht funktionieren kann", sagte Linksaußen Mats Korte.

Zwar wurde der Kader im Laufe der Saison aufgefüllt, viele Verletzungen sorgten aber immer wieder für Personalwechsel. 32 eingesetzte Spieler, teilweise aus der zweiten Mannschaft, sprechen eine deutliche Sprache. Folglich stand nie eine eingespielte GWD-Mannschaft auf dem Feld. "So richtig zusammengefunden haben wir eigentlich nie", gab Semisch zu: "Der Kader war zu durcheinandergewirbelt, es war schwer, sich einzuspielen." Maximilian Janke ergänzte: "Wir haben es nicht geschafft, uns so zu entwickeln, dass wir konstant mithalten können. Auch wenn wir durchaus Zeit dafür hatten, hat es nie über einen längeren Zeitraum gegriffen."

Keine Kritik an Geschäftsführer Torbrügge

Als Kritik an Geschäftsführer Nils Torbrügge solle das aber nicht verstanden werden, sagte Korte: "Er konnte nicht mehr viel retten, das waren noch die Planungen der Vorgänger", sagte er. Dafür steht Torbrügge jetzt in der Verantwortung. Seine Aufgabe wird es sein, eine schlagkräftige Mannschaft für die kommende Zweitliga-Saison zusammenzustellen.

Neun Spieler hat GWD vor der Partie gegen Gummersbach bereits verabschiedet. Darunter sind auch schmerzhafte Abgänge wie Kapitän Niclas Pieczkowski (VfL Eintracht Hagen), Abwehrchef Janke (HC Elbflorenz) oder der mit 119 Toren zweitbeste Torschütze Philipp Ahouansou (Rhein-Neckar Löwen/Leih-Ende). Mit Bjarni Valdimarsson aus Skövde und Benedek Eles von Fejer Veszprem stehen bislang zwei externe Neuzugänge fest. Dazu kommen Theodor Theiteberg und Lasse Franz aus der eigenen Jugend.

Eyjolfsson folgt auf Trainer Carstens

Der wichtigste Neuzugang steht jedoch an der Seitenlinie. Schon seit Februar ist klar, dass der Isländer Adalsteinn Eyjolfsson Nachfolger von Frank Carstens wird, der GWD nach achteinhalb Jahren als Trainer verlassen wird. Mit Ex-Spieler und -Trainer Aaron Ziercke bekommt Minden auch nach Jahren wieder einen hauptamtlichen Co-Trainer.

Die Mission für Eyjolfsson dürfte klar sein. Mit Bundesliga-Aufstiegen kennt sich der 45-Jährige aus. 2013 führte er den ThSV Eisenach in die Bundesliga. Zwei Jahre später feierte er mit dem TV Hüttenberg sogar den Durchmarsch von der dritten in die erste Liga. Zuletzt trainierte er die Kadetten Schaffhausen in der Schweiz.

Torbrügge mit Blick auf kommende Saison optimistisch

Geschäftsführer Torbrügge, seit knapp einem Jahr im Amt, zeigte sich mit Blick auf das Personal für die kommende Saison optimistisch: "Wir werden einen Kader haben, der auf jeder Position doppelt besetzt ist, wir werden mit einem neuen Trainergespann in die Saison gehen und werden an Strukturen und Prozessen arbeiten", sagte er.

Doch diesen Optimismus teilen nicht alle in Minden. Vor allem der Wunsch nach Kontinuität ist groß. "Wir waren ein zusammengewürfelter Haufen. Wann soll das endlich aufhören?", sagte Torwart Semisch. "Wir brauchen Kontinuität, und wir brauchen vor allem eine Idee. Mit einem langfristigen Plan wäre so ein Abstieg vielleicht zu verkraften. Aber ich sehe zurzeit nicht, wohin der Weg gehen soll", ergänzte Korte.

Das Ziel für die kommenden Saison ist klar, auch da wurde Korte deutlich: "Ich habe keinen Bock, in der 2. Liga herumzudümpeln. Es muss unser Anspruch sein, wieder aufzusteigen."

Quelle: lt