Mit gerade einmal vier Saisonsiegen und mageren 23 Punkten ist der FC Tabellenvorletzter. Nach dem 1:1 bei Mainz 05 und dem Überraschungserfolg des VfL Bochum gegen Hoffenheim beträgt der Abstand der Kölner auf den Relegationsplatz fünf Punkte. Der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte rückt immer näher.
In den verbleibenden drei Spielen gegen Freiburg, Union Berlin und Heidenheim braucht der FC Siege und muss hoffen, dass Mainz gegen Heidenheim, Dortmund und Wolfsburg am besten gar keine Punkte holt. In der eigenen Hand hat es Köln nicht mehr.
Auch der Trainerwechsel nach der Trennung von Steffen Baumgart zu Timo Schultz Anfang des Jahres brachte den Kölnern kaum etwas. Zwar holte Schultz mit dem FC drei Punkte mehr als Baumgart in den ersten 16 Saisonspielen, der Abstand auf die Konkurrenz ist seit dem Wechsel aber um fünf Punkte gewachsen.
Transfersperre erschwert Kölner Kaderplanung
Die Kölner arbeiten unter erschwerten Bedingungen. Und bei dem nun fast sicheren Gang in die Zweitklassigkeit wird es noch viel gefährlicher: Der FC darf auch in diesem Sommer keine neuen Spieler verpflichten, die Transfersperre der FIFA gilt noch bis zur nächsten Winterpause.
In der Kritik steht nun auch Geschäftsführer Christian Keller. Er muss sich dafür verantworten, den Kader im vergangenen Sommer - vor Eintritt der Sperre - nicht gut genug verstärkt und auf einen möglichen Abstiegskampf vorbereitet zu haben. Leistungsträger wie Jonas Hector und Ellyes Skhiri konnten nicht ersetzt werden. "Das ist mir nicht gelungen. An ihnen hing die Stabilität der Mannschaft", gab sich Keller zuletzt im "Doppelpass" selbstkritisch.
Von den Sommer-Neuzugängen konnte einzig Faride Alidou Akzente setzen. Ex-Nationalspieler Luca Waldschmidt hinkt seinen Erwartungen hinterher. "Bevor eine Mannschaft kritisiert wird, muss ich kritisiert werden, weil ich bin am Schluss hauptverantwortlich. Ich muss mich der Frage stellen, ob man bessere Personalentscheidungen hätte treffen können", sagte Keller.
Puzzle im Spielerkader
Köln hat also nicht die Möglichkeit, sein Team für die Zweitklassigkeit umzubauen. Hinzu kommt ein Umsatzverlust von ungefähr 40 Millionen Euro. Der Klub muss auf die Gültigkeit der Verträge pochen auch bei Profis, die kein Interesse an einer Saison im Unterhaus haben. Es droht eine Mischung aus unzufriedenen Spielern und unerfahrenen Nachrückern aus der eigenen Jugend.
Vor Bekanntwerden des Urteils vom CAS, das die Transfersperre besiegelte, hatte man beim FC allerdings vorgeplant. "Mit fast allen Leistungsträgern wurden die Verträge verlängert," erklärte Keller in der Pressekonferenz nach dem Urteil. Schaut man sich die Arbeitspapiere an, stellt man fest, dass aus der erweiterten Stammelf nur Benno Schmitz bisher keinen Vertrag über den Sommer hinaus besitzt.
Wer hat Vertrag für die Zweite Liga?
Kapitän Florian Kainz, Mark Uth, Timo Hübers, Davie Selke, Marvin Schwäbe und Jan Thielmann stehen da auf der Liste - alle sind bis mindestens 2025 gebunden. Aber auch für die Zweite Liga? Zumindest bei Mark Uth ist mittlerweile bekannt, dass er nur einen Vertrag für die Bundesliga unterschrieben hat.
Medienberichten zufolge soll auch Uths Sturm-Kollege Davie Selke keinen gültigen Vertrag für die 2. Liga besitzen; Torhüter Marvin Schwäbe, die Abwehrspieler Hübers und Jeff Chabot sowie Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic sollen Ausstiegsklauseln haben.
Nachwuchs ist gefragt
"Es ist tatsächlich so, dass der ein oder andere eine Klausel oder keinen Zweitligavertrag hat", sagt Keller gesagt, der die potenziellen Abgänge nur mit zurückkehrenden Leihspielern oder Nachwuchskräften ersetzen könnte.
Der Sportgeschäftsführer verwies vor Wochen bei seiner Vision für die Zukunft auf die gute Nachwuchsarbeit. "Jetzt sind wir gezwungen, dass der eine oder andere zu den Profis gezogen oder ins kalte Wasser geschmissen wird", erklärte er. Das erklärte Ziel: eine höhere Durchlässigkeit. Dafür stattete Köln viele Nachwuchstalente bereits mit Profiverträgen aus.
Diehl verlässt den Verein
Top-Jugendspieler Justin Diehl verlässt den Verein, aber es gibt auch gute Nachrichten: Damion Downs und Elias Bakatukanda, die bereits Einsätze bei den Profis bekamen, unterschrieben bis 2026. Rijad Smajic, Jonas Nickisch sowie der schon lange in der Bundesliga angekommene Max Finkgräfe immerhin bis 2025. Allesamt haben sie eines gemein: Sie sind noch keine 20 Jahre alt und haben Potenzial für mehr.
Zudem hofft der Verein auf das Thema Leihspieler. Diese sind nicht von der Transfersperre betroffen. Die Spieler, die aktuell von anderen Vereinen an den 1. FC Köln ausgeliehen sind, dürfen verpflichtet werden. Denn sie sind für die Spielberechtigung bereits bei den Kölnern registriert. Einen Transfer dieser Art hatte es bereits gegeben - Jeff Chabot wurde trotz der damals erstmals aktiven Transfersperre nach seiner Leihe per Kaufoption fest verpflichtet.
Hoffnung auf Leihspieler
Ein ähnliches Modell könnte drei Profis im aktuellen Kader betreffen. Luca Waldschmidt kam per Leihe vom VfL Wolfsburg, Rasmus Carstensen aus Genk und Faride Alidou von Eintracht Frankfurt. Allerdings spielt hierbei die Finanzlage des Klubs ebenfalls eine Rolle. Für alle drei vereinbarte der FC eine Kaufoption - wie schon bei Chabot.
Und: Der FC hat auch Zugriff auf Spieler, die er selbst aktuell zu anderen Vereinen verliehen hat. Nach Ablauf der Leihe bei ihren Klubs kehren die Spieler zurück und stehen beim FC unter Vertrag. Sie müssen nicht neu registriert werden, sodass sie Köln direkt weiterhelfen können.
Gestärkt aus Zweitligaeinsätzen
Es gibt sechs Profis, die derzeit woanders unterwegs sind. Die Wichtigsten: Tim Lemperle und Jonas Urbig spielen bei Zweitligist Fürth eine starke Saison und sind gesetzt. Torhüter Urbig wäre bei einem Verkauf von Marvin Schwäbe die neue Nummer eins im Kölner Tor.
Eine ähnlich starke Saison spielt Marvin Obuz, der bei Drittligist Rot-Weiss Essen mit sieben Toren und 14 Vorlagen maßgeblich daran beteiligt ist, dass RWE noch Chancen auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga hat. Auch Talent Maximilian Schmid spielt beim niederländischen Zweitligisten Roda Kerkrade eine ordentliche Saison und hat schon neun Scorerpunkte gesammelt. Mathias Olesen, derzeit an den Schweizer Erstligisten Yverdon Sport ausgeliehen, steht immerhin meistens in der Startelf.
Der Letzte im Bunde heißt Nikola Soldo, ausgeliehen an den Pokal-Finalisten 1. FC Kaiserslautern. Für den 23-Jährigen läuft die Leihe nicht nach Plan. In der zweiten Liga hat er erst 13 Spiele bestritten und auch im DFB-Pokal kam er weder im Viertelfinale, noch im Halbfinale zum Einsatz. Kaum vorstellbar, dass sich Soldo einen Stammplatz in einer Kölner Zweitligamannschaft ergattern würde.
Wer beim 1. FC Köln in der kommenden Saison welche Rolle einnehmen wird, ist aktuell noch reine Spekulation und davon abhängig, wer den möglichen Weg in das Unterhaus mitgeht - so wie vor sechs Jahren Timo Horn und Jonas Hector.
Quelle: red