Marcus Uhlig, Vorstandsvorsitzender von Rot-Weiss Essen

"Katastophe": Rot-Weiss Essen verzeichnet Minus in Millionenhöhe

Stand: 26.06.2023, 20:46 Uhr

Sportlich hat Rot-Weiss Essen die Saison in der 3. Liga nur mit Ach und Krach zu Ende gebracht. Auf der Jahreshauptversammlung am Sonntag gab es nun die nächste Hiobsbotschaft.

Rot-Weiss Essen und das Jahr 2023 - das ist bislang noch keine Erfolgsstory. Zwar schaffte RWE im ersten Jahr nach dem Drittliga-Aufstieg den Klassenerhalt, verspielte diesen in der Rückrunde durch viele vor allem auswärts schwache Vorstellung aber beinahe noch. Manche Fans forderten bereits die Entlassung von Trainer Christoph Dabrowski. Vorstandschef Marcus Uhlig stärkte dem Trainer jedoch den Rücken.

Immerhin: Durch das 2:0 im Finale des Niederrheinpokals gegen den Rivalen Rot-Weiß Oberhausen gingen RWE und Dabrowksi mit einem Erfolgserlebnis in die Sommerpause. Wer nun aber in Essen auf Aufbuchsstimmung gehofft hatte, wurde am Sonntag recht unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Fehlbetrag von 3,6 Millionen Euro

Denn auf der Jahreshauptversammlung des Vereins offenbarte Vorstandschef Uhlig für alle überraschend für das Geschäftsjahr 2022 einen satten Fehlbetrag von 3,6 Millionen Euro. Dabei hatte RWE noch im November lediglich mit einem Fehlbetrag von rund 400.000 Euro gerechnet. "Das bedeutet, dass wir unsere Planung um satte 3,2 Millionen Euro verfehlt haben", sagte Uhlig laut "WAZ" und sprach von einer "Katastrophe".

Doch wie kam es dazu? Besonders verkalkuliert hat sich RWE bei den Personalkosten. 800.000 Euro habe der Club über dem Budget gelegen, wie Uhlig erklärte. Erhöhte Kosten im Kader, Aufstiegs- und Leistungsprämien sowie Kosten aus dem Nachwuchsleistungszentrum seien die Gründe dafür gewesen.

Dazu kam die Insolvenz des Trikotsponsors, die ein Loch von 500.000 Euro in die RWE-Kassen riss. Außerdem sei eine bereits einkalkulierte Spende für das Nachwuchsleistungszentrum in Höhe von 700.000 Euro nicht bei RWE angekommen. "Wir sind mit der Person weiter im Austausch. Immerhin ist eine erste Zahlung in Höhe von 100.000 Euro inzwischen gekommen", sagte Uhlig.

Weitere 1,2 Millionen Euro seien an Sachkosten angefallen. Dazu zählt unter anderem der Umzug der Geschäftsstellen in größere Büroräume. "Der Umzug war aber alternativlos, weil wir im Stadion aus allen Nähten geplatzt wären", sagte Uhlig. Dazu seien auch die Kosten für Greenkeeping und Sicherheit gestiegen.

Uhlig: "Haben Fehler gemacht"

Als Entschuldigung wollte Uhlig das aber nicht geltend machen: "Zur Wahrheit gehört, dass wir selbst nicht gut waren und Fehler gemacht haben – einige. Wenn eine Planung so weit am Ziel vorbei geht, haben wir auch Fehler in der Planung der Drittliga-Saison gemacht."

Einer dieser Fehler war eine fehlerhafte Buchhaltung, wie Uhlig ebenfalls offenlegte: "Wir haben mittlerweile diverse Systemfehler in der Buchhaltung, die wir jahrelang fortgeführt haben, ausgemerzt. Dieser Prozess hat dazu geführt, dass noch einmal 300.000 Euro zusätzlich ausgebucht werden mussten." Demnach habe Sascha Peljhan, seit Mai Finanzvorstand, die Buchhaltung nun übernommen, "und in monatelanger Detailarbeit neu organisiert", sagte Uhlig.

RWE-Vorstand soll erweitert werden

So sollen Fehlbeträge wie diese künftig vermieden werden. Auch die Planungsprozesse seien optimiert worden, heiß es. Zudem soll der Vorstand von zwei auf vier Personen erweitert werden. "Marcus Uhlig kann in der Zukunft nicht mehr in jedem Detail stecken", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Andre Helf. Demnach soll der Vorstand künftig aus Uhlig, Peljhan und zwei neuen Stellen für Sport und Vertrieb bestehen.

Ingesamt weist RWE nun Verbindlichkeiten in Höhe von sechs Millionen Euro auf. 5,5 Millionen Euro stammen jedoch aus zwei Darlehen, die der Verein erst zurückzahlen muss, wenn er es kann. Eines der Darlehen stamme von Finanzvorstand Peljhan, das andere von einem "weiteren Gönner und Förderer", wie Uhlig sagte.

Schwarze Null im kommenden Geschäftsjahr

In der Zukunft soll sich die Situation bei Rot-Weiss Essen aber wieder entspannen. Für das kommende Jahr rechne Uhlig mit einer schwarzen Null. Die Spende in Höhe von 700.000 Euro solle noch immer kommen. Dazu sei der Fehlbetrag aus dem Rückzug des Trikotsponsors "Eins zu Eins eingesammelt", sagte Uhlig. Auch dank der Teilnahme am DFB-Pokal rechnet RWE für das kommende Geschäftsjahr mit einem Gewinn von rund 5.000 Euro.

Für bessere Stimmung unter den Mitgliedern hat diese Prognose aber nicht gesorgt. So soll zum Ende der Jahreshauptversammlung auch "Uhlig raus"-Rufe gegeben haben. Die Versammlung musste zudem letztlich abgebrochen werden. Vorstand und Aufsichtsrat sollten per Handzeichen entlastet werden. Damit zeigten sich einige Mitglieder nicht einverstanden. Die Entlastung sowie die Satzungsänderungswahlen sollen nun zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Quelle: lt