Wie schwächt man Konkurrenten am besten? Indem man ihm die besten Spieler wegholt - so hat Bayern München das jahrelang in der Bundesliga praktiziert. An diese Regel erinnert man sich bei den Bayern offenbar dieser Tage, wenn dort über Bayer Leverkusen nachgedacht wird. Anders ist jedenfalls kaum zu erklären, warum Bayer-Sportvorstand Max Eberl kürzlich öffentlich Interesse an Florian Wirtz bekundete.
"Wenn ein Spieler dieses Kalibers wie Florian Wirtz verfügbar und auf dem Markt ist, dann müssen wir das in Betracht ziehen", sagte Eberl in der Sendung Bild Sport bei Welt TV. Inmitten der verzweifelten Trainersuche des Rekordmeisters ergänzte der 50-Jährige aber: "So ein Spieler kann auch absagen."
Volle Konzentration auf Rom
Vor dem entscheidenden Rückspiel im Halbfinale der Europa League am Donnerstag (09.05.2024) gegen die AS Rom dürfen die Leverkusener Eberls Aussagen aber getrost ignorieren. Schließlich gilt den Italienern nach dem 2:0-Erfolg im ersten Duell die volle Konzentration - mit Wirtz in einer Schlüsselrolle.
Schon im Hinspiel war der Edeltechniker wie so oft Dreh- und Angelpunkt der Werkself, das wichtige 1:0 erzielte er selbst. "Er ist immer noch nur 21 und hat eine große Zukunft vor sich", lobte Trainer Xabi Alonso, den die Bayern wie schon Verteidiger Jonathan Tah ebenfalls ins Visier genommen hatten.
Alle gehen von Wirtz-Verbleib aus
Alonso aber entschied sich für eine weitere Saison unterm Bayer-Kreuz, von einer Tah-Verpflichtung sollen die Bayern mittlerweile Abstand genommen haben. Und Wirtz? Der besitzt noch einen Vertrag bis Sommer 2027. Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes schloss zudem einen Wechsel im Sommer aus. Auch Vater Hans-Joachim Wirtz betonte, dass sein Sohn in der nächsten Saison beim deutschen Meister spielen werde.
Und auch wenn die Münchner erst auf einen Transfer für die Saison 2025/26 abzielen, sie müssten wohl über 100 Millionen Euro für den "Zauberflo" hinlegen - und sich dazu gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen, die Wirtz weit oben auf der Wunschliste hat.
Finalspiele im Visier
Mit Leverkusen will Wirtz, der wettbewerbsübergreifend in dieser Saison auf 18 Tore und 19 Vorlagen in 45 Pflichtspielen kommt, ohnehin erstmal die nächsten Titel einsammeln. Dick angestrichen im Kalender sind der 25. Mai mit dem DFB-Pokalfinale in Berlin gegen Zweitligist 1. FC Kaiserslautern und - natürlich - das Endspiel in der Europa League drei Tage vorher in Dublin.
Hierfür muss die Bayer-Elf aber zunächst die Roma aus dem Weg räumen. Reichen würde Leverkusen bereits eine Niederlage mit einem Tor. Doch angesichts der Serie von 48 Pflichtspielen nacheinander ohne Niederlage will Bayer auch das vermeiden.
Schonung ist vorbei
Für den Finaleinzug und die Revanche für das Aus im Vorjahr, als Leverkusen in der Vorschlussrunde an der mauernden Römer Mannschaft scheiterte, schonte Alonso beim 5:1-Kantersieg in Frankfurt seinen Star Wirtz, der nach kleineren Beschwerden nun wieder seine ganze Magie auf den Platz bringen soll.
Die allein wird aber nicht reichen, schließlich hat Bayer schon so seine Erfahrung mit den Römern gemacht. "Sicher werden sie nicht von Anfang an so auf Zeit spielen wie im Vorjahr", sagte Sportchef Simon Rolfes. Und ergänzte mit einem Lachen: "Ob es viel ruhiger wird, weiß ich aber nicht."
"Provokationen gut umgemünzt"
Denn schon im Hinspiel war zu spüren, dass mit der Erfahrung des Vorjahres bei Bayer noch eine Rechnung offen ist. Und dass die Roma mit ihren Mitteln dagegenhielt. "Wir haben die Provokation gut in Energie umgemünzt und sind nicht dumm geworden", sagte Nationalspieler Robert Andrich, Schütze des zweiten Tores: "Aber ich denke, im Rückspiel wird es auch noch mal heiß hergehen."
Quelle: red/sid/dpa