5. September 1942 - Der Regisseur Werner Herzog wird in München geboren
Stand: 31.08.2022, 09:00 Uhr
Das "Time Magazine" zählt Werner Herzog zu den 100 einflussreichsten Personen der Welt. Er dreht mit Klaus Kinski unvergessene Filme, inszeniert Opern, erreicht Kultstatus in Hollywood. Heute wird der deutsche Ausnahmeregisseur 80 Jahre alt.
Werner Herzogs Credo bei jeder seiner Arbeiten: "Gefühle sind immer authentisch". Er zeigt in seinen Filmen Außenseiter und Grenzerfahrungen, außergewöhnliche Menschen und die Wunder der Natur.
Der Regisseur und Dokumentarfilmer geht dafür in künstlerische und menschliche Grenzbereiche, auf der Suche nach einer "ekstatischen Wahrheit".
Bedeutender Vertreter des "Neuen Deutschen Films"
Am 5. September 1942 wird Werner Herzog in München geboren, reist mit 18 Jahren in den Sudan, schlägt sich in Mexiko als Gelegenheitsarbeiter durch. Als Regie-Autodidakt dreht er ab 1962 Kurzfilme und gilt bald neben Rainer Werner Fassbinder als bedeutender Autorenfilmer des "Neuen Deutschen Films".
Mit Kinski in seelische Abgründe
Weltweit bekannt wird er durch seine legendäre Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Klaus Kinski. In "Nosferatu" und "Woyzeck" versenken sie sich gemeinsam in seelische Abgründe, für "Fitzcarraldo" lässt Herzog 1981 in qualvollen Dreharbeiten einen Flussdampfer über eine Bergkette in Südamerika ziehen.
Weit über die eigenen Grenzen
Der Film treibt alle Beteiligten weit über ihre Grenzen. Bei den Dreharbeiten auf dem Dampfer, der in Stromschnellen havariert, werden Herzog, Kinski, ein Kameramann verletzt. Doch die Wucht und Intensität der Bilder ist einzigartig. Kinski allerdings tobt und wütet auch, wenn etwa sein Kaffee zu kalt ist.
Werner Herzog erzählt später: "Gegen Schluss der Dreharbeiten boten mir die Indianer an: sollen wir den Kinski töten? Und ich sagte: nein, um Gottes willen, ich brauche ihn ja noch zum Drehen. Lasst ihn mir! Sie hätten ihn tatsächlich ermordet, wenn ich das gewollt hätte."
Hassliebe und Symbiose zwischen Regisseur und Schauspieler
Klaus Kinski, Claudia Cardinale und Werner Herzog bei den Filmfestspielen von Cannes 1982.
Für "Fitzcarraldo" bekommt Werner Herzog die Goldene Palme in Cannes. Die letzte Arbeit mit Kinski ist "Cobra Verde" über einen Sklavenhändler in Benin. Jahre nach Kinskis Tod erscheint 1999 Herzogs Dokumentarfilm "Mein liebster Feind", in dem er über ihre Hassliebe und Symbiose nachdenkt.
Kultfigur in den USA
Werner Herzog siedelt 1995 mit seiner Familie in die USA um. Dort ist der hagere Mann mit seiner charismatischen Ausstrahlung, der ruhigen, eindringlichen Stimme mit dem deutlichen Akzent eine Kult-Figur. Obwohl er Hollywood verabscheut, lebt er bis heute in Los Angeles, seinem "Arbeitsort".
Filme mit Superstars und Todeskandidaten
Nicolas Cage Eva Mendes und Werner Herzog
Herzog dreht Spielfilme mit Stars wie Nicholas Cage, Willem Dafoe, schickt Nicole Kidman in einem Biopic in die arabische Wüste und Veronika Ferres in einem Umwelt-Thriller an einen gigantischen Salzsee in Bolivien. Ab den 90er Jahren zieht es Herzog immer öfter an Opernbühnen. Er inszeniert Mozart, Verdi, Wagner, bei den Bayreuther Festspielen, in Rom, Paris.
Und er realisiert Dokumentarfilme, dreht mit seinem Freund, dem Bergsteiger Reinhold Messner, filmt in den brennenden Ölfeldern von Kuwait nach dem Ersten Golfkrieg, führt tagelange Interviews mit zum Tode Verurteilten in den USA.
Filmpreis für das Lebenswerk
Als Werner Herzog 2019 den europäischen Filmpreis für sein Lebenswerk bekommt, findet er das eher sonderbar und erklärt: Seine Filme würden ihn nicht lange überdauern, die Bilder verblassen und wieder verschwinden im Dunkel des Vergessens.
Autor des Hörfunkbeitrags: Christian Kosfeld
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 5. September 2022 an den Regisseur Werner Herzog. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 06.09.2022: Vor 60 Jahren: Todestag des Komponisten Hanns Eisler.