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Schwarz-weiß-Foto: Bei der Unterzeichnung des Montanunion-Vertrages stehen acht Männer in dunklen Anzügen um einen Tisch, einer von ihnen hält den Vertrag in Händen

23. Juli 1952 - Der Vertrag über die Montanunion tritt in Kraft

Stand: 10.07.2022, 19:59 Uhr

Die Montanunion schaffte es nach dem Krieg, die Schlüsselindustrien der Waffenproduktion zu kontrollieren, die Annäherung einstiger Kriegsgegner zu fördern und wurde zur Grundlage der EU.

Es waren die Eisen- und Stahlwerke, die den Herrschenden Waffen für den Krieg in Europa geliefert hatten. Nur sieben Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg trat deshalb ein bemerkenswerter Vertrag in Kraft, der diese Industrien unter europäische Kontrolle stellte - und zur Keimzelle für die Europäische Union wurde.

Vertrag zur Montanunion tritt in Kraft (am 23.07.1952)

WDR Zeitzeichen 23.07.2022 14:57 Min. Verfügbar bis 23.07.2099 WDR 5


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Sechs Länder machen den Anfang

Offiziell heißt der am 23. Juli 1952 in Kraft getretene Vertrag "Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl" (EGKS). Mit ihm stellten sechs europäische Kernländer die Produktion von Stahlerzeugnissen und die Förderung von Kohle unter eine gemeinsame Aufsicht und Kontrolle. Unterzeichnet wurde er von Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Niederlande und Luxemburg. Angesichts der Bedeutung dieser Branchen Anfang der 1950er Jahre ein bemerkenswerter und darum auch umstrittener Schritt.

Adenauer forciert die Westbindung

Im Kern geht es in der EGKS darum, dass einzelne Staaten in einem zentralen Bereich ihrer Wirtschaft auf Souveränität verzichten. Aber im Gegenzug schaffen sie dafür einen großen Markt, in dem die Zölle fallen. Für den damaligen deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) war es eine Gelegenheit, die junge Bundesrepublik auf Augenhöhe mit den Nachbarstaaten zu bringen und den Motor für die deutsch-französische Freundschaft anzukurbeln. Mit der Montanunion forcierte Adenauer zudem die von ihm angestrebte Westbindung. Die oppositionelle SPD hingegen wünschte sich lieber ein neutrales Deutschland.

Die Keimzelle der EU

Schaut man sich die einzelnen Organe der EGKS an, sieht man schon die heutigen EU-Strukturen durchschimmern: Es gab das Exekutivorgan "Hohe Behörde", vergleichbar mit der EU-Kommission, einen Rat der Fachminister, eine Versammlung, die als Vorläuferin des Europäischen Parlaments gilt, sowie einen eigenen Gerichtshof. Aus der EGKS entwickelte sich zusammen mit der "Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft" (EWG) und der "Europäischen Atomgemeinschaft" (Euratom) die heutige EU.

Der EGKS-Vertrag lief 2002 - vertragsgemäß - nach 50 Jahren ersatzlos aus. Doch zuvor schaffte sie es, dank Milliarden-Subventionen europaweit Stilllegungen und Jobkürzungen mit großzügigen Leistungen sozial abzufedern.

Autor des Hörfunkbeitrags: Kay Bandermann
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. Juli 2022 an das Inkrafttreten des Montanunionvertrags. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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