Ein indigener Amerikaner im dunklen Anzug

23. September 1862 - US-Armee besiegt die Dakota am Wood Lake

Im Sommer 1862 fassen die Krieger der Dakota, einer Stammesgruppe der Sioux-Nationen, einen folgenschweren Entschluss. Sie wollen sich ihr Land zurückholen. Doch der Kampf ist aussichtslos. Im Tal des Minnesota-Flusses, am Wood Lake, besiegt die Armee der Union die Aufständischen.

Im Westen der USA besiedeln zu dieser Zeit Menschen aus Europa Land, das ihnen die Regierung schenkt. Eisenbahnschienen werden gelegt, Städte gegründet, Ressourcen genutzt.

Die US-Army zerschlägt den Aufstand der Dakota (am 23.09.1862)

WDR ZeitZeichen 23.09.2022 15:01 Min. Verfügbar bis 23.09.2099 WDR 5


Download

Unterschiedliche Gemeinschaften in der Sioux-Nation

Im Norden der USA leben die Sioux. So heißt die Nation in der französischen Kolonialsprache. Auch wenn die Sprachen miteinander verwandt sind, bestehen die Völker der Sioux-Nation aus höchst unterschiedlichen Gemeinschaften.

Die Dakota jagen Büffel, fangen Fische, ernten wilden Reis, bauen Mais an, im Osten, in der Gegend der Großen Seen.

Die Weißen drängen in den Westen

Tausende Weiße drängen in den Westen, an die Grenze von besiedeltem zu unbesiedeltem Gebiet; ein zynischer Begriff, denn jenseits dieser Grenze leben Native Americans.

Forty Eighters und Forty Niners, wie die Exil-Deutschen genannt werden, suchen nach der gescheiterten Revolution 1848/49 ihr Glück in den USA. Sie erwerben billiges Land und lassen sich im Tal des Minnesota-Rivers nieder.

Hoffnung auf eine sichere Zukunft

Zur gleichen Zeit wird den Dakota nahegelegt, ihr Land abzutreten und stattdessen in Reservationen zu leben. Finanziell und materiell abgesichert. So zumindest steht es in den Abkommen der US-Regierung.

Für die Gemeinschaften am Minnesota River unterzeichnet die Verträge Taoyateduta. Mit dem Tausch Land gegen Reservation plus jährliche Zahlungen und Lebensmittel erhofft er für sein Volk eine sichere Zukunft.

Eine Kaskade der Gewalt

Das Geld aber kommt verspätet oder gar nicht. Frauen, Männer, Kinder hungern, verschulden sich bei den sogenannten Handelsposten. Als der Inhaber eines solchen Kontors gebeten wird, die Ration vorzustrecken, schlägt dieser vor, "Gras zu fressen". Was folgt, ist eine Kaskade der Gewalt.

"Ihr werdet sterben wie die Hasen"

Junge Krieger bitten ihren Chief um Beistand. "Krieger, ihr seid kleine Kinder, ihr seid Narren. Ihr werdet sterben wie die Hasen." Taoyateduta, bekannt auch als Little Crow steht dennoch zu ihnen.

"Die weißen Männer sind wie Heuschrecken, wenn sie dicht fliegen, dass der ganze Himmel zum Schneesturm wird. Tötet einen, zwei, zehn. Und zehn mal zehn werden kommen, um Euch zu töten." Little Crow

Unter der Führung Taoyatedutas ziehen die Krieger zum Wood Lake, einem kleinen See, knappe fünf Kilometer westlich des Minnesota Rivers. Auch Oberst Henry Hasting Sibley marschiert zum Wood Lake mit 1.400 Soldaten. An einem Kartoffelacker schlägt die Truppe ihr Lager auf, in der Nacht zum 23. September.

Traum von der Freiheit wird zum Trauma

600 Dakota-Krieger liegen im Hinterhalt, verstecken sich im hohen Gras und der Schlucht, die ein Bach in den Felsen schneidet. Aber statt in den Hinterhalt zu tappen ernten Soldaten Kartoffeln fürs Frühstück und schrecken eher zufällig die gegnerischen Linien auf.

Am 23. September wird der Traum vom freien Dakota-Land zum Trauma für die geschlagenen Native Americans. Rund 2.000 Menschen werden gefangen genommen, in improvisierten Lagern interniert, vor ein Militärgericht gestellt. Ohne Zeugen, ohne Dolmetscher, ohne Rechtsbeistand. Die Verfahren dauern wenige Minuten. Namen werden verwechselt, Unschuldige schuldig gesprochen.

Lincoln billigt Massenhinrichtung

Der amerikanische Präsident Abraham Lincoln billigt die Massenhinrichtung von 38 Dakota. Little Crow flieht nach Kanada. Der Aufstand markiert den Beginn eines zwei Jahrzehnte dauernden Widerstandes gegen die brutale Expansion der jungen "Demokratie".

Autorin des Hörfunkbeitrags: Claudia Friedrich
Redaktion: Frank Zirpins/Gesa Rünker

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. September 2022 an die Niederlage der Dakota gegen die US-Armee. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

ZeitZeichen am 24.09.2022: Vor 15 Jahren: Tod des Journalisten Kurt Goldstein.