Dorothee Sölle lehnt an einem Baumstamm und schaut freundlich in die Kamera

27. April 2003 - Todestag der Theologin Dorothee Sölle

Dorothee Sölle war eine streitbare Theologin und Kämpferin für eine bessere Welt. Sie schloss sich der Frauen-, Umwelt- und Friedensbewegung an und wirkte auch als Schriftstellerin.

"Wer meint, dass der Mensch unveränderbar sei, der glaubt nicht an Gott", davon ist Dorothee Sölle überzeugt. Als evangelische Theologin ist sie stets aufs Diesseits fokussiert, als Feministin und Pazifistin ist sie eine aktive Streiterin für eine bessere, eine gerechtere Welt. Und formuliert als Schriftstellerin das Dilemma der Gewaltlosigkeit: "Die hand die das gewehr halten muss / beschützt den frieden / die hand die das gewehr halten muss / fehlt uns für den frieden".

Dorothee Sölle, ev. Theologin (Todestag, 27.04.2003)

WDR Zeitzeichen 27.04.2023 15:07 Min. Verfügbar bis 27.04.2099 WDR 5


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Zum Denken gezwungen

Am 30. September 1929 wird Dorothee in eine großbürgerliche Familie geboren. Sie wächst mit klassischer Bildung auf, die auch zum Mittag von ihrem Vater, dem Juristen Hans-Carl Nipperdey, aufgetischt wird: "Man wurde zum Denken gezwungen, aber auch zu dieser weltständigen Klarheit", erinnert sich Sölle. Sie studiert zunächst Altphilologie, Germanistik und Philosophie, wechselt aber dann zur Theologie, weil sie das Fach "handlungsfähiger macht".

Die politischen Nachtgebete

Sie heiratet den Maler Dietrich Sölle und bekommt drei Kinder. Von ihren Eltern wird sie bei der Kindererziehung und nach der Trennung von Sölle finanziell unterstützt. Das gibt ihr die Freiheit, als Theologin zu wirken: mit Vorträgen, wie 1965 beim evangelischen Kirchentag in Köln, oder mit den "politischen Nachtgebeten" in der Kölner Antoniterkirche. Hier geht es um den Vietnamkrieg, die Reform des Strafvollzugs, die Diskriminierung der Frau.

Überschrift

1975 nimmt sie einen Ruf als Theologie-Professorin in New York an und geht für 12 Jahre in die USA. Zurück in Deutschland lässt sie sich in Hamburg nieder, wo ihr zweiter Ehemann Fulbert Steffensky an der Universität Religionspädagogik lehrt. Mit ihm hat sie ein weiteres Kind. Sölle wirkt nach ihrer Rückkehr in Deutschland freiberuflich als Theologin und Schriftstellerin, hält Vorträge und nimmt an Diskussionsrunden teil.

Aber auch in der Umwelt- und Friedensbewegung ist die Theologin aktiv. Sie nimmt 1983 an der Sitzblockade des US-Waffendepots Mutlangen teil. Ein Protest gegen die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen, der ihr eine Verurteilung wegen Nötigung einbringt.

Am 27. April 2003 stirbt Dorothee Sölle plötzlich im Alter von 73 Jahren an einem Herzinfarkt. Ihr vielfältiges Wirken hat sie selbst so zusammengefasst: "Ich möchte eigentlich ganz einfach sagen, dass ich versuche, Christ zu sein. Und das heißt: Meine Verantwortung fängt da an, wo ich wirklich lebe."

Autorin des Hörfunkbeitrags: Heide Soltau
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 27. April 2023 an Dorothee Sölle. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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