Eine schwarz-weiß-Aufnahme zeigt Clara Viebig in schwarzem Kleid mit weißem Kragen, sie trägt das Haar als Hochfrisur, sie blickt schüchtern zur Seite

31. Juli 1952 - Todestag der Schriftstellerin Clara Viebig

Stand: 15.07.2022, 14:15 Uhr

Ihr Roman "Das Weiberdorf" war ein handfester Skandal und machte sie weit über die Eifel hinaus berühmt. Diesen Landstrich rückte Clara Viebig in den Mittelpunkt ihres Schaffens.

"Das Höchste, das Schönste, das Größte in meinem Leben und das Beglückendste verdanke ich dem geliebtesten Stück der Heimat: der Eifel." Clara Viebig gilt auch heute noch als die Eifelschriftstellerin schlechthin. Hier spielen ihre erfolgreichsten Romane. Im naturalistischen Stil rücken sie einen kargen und von Armut geprägten Landstrich ins Zentrum.

Clara Viebig, Schriftstellerin (Todestag, 31.07.1952)

WDR ZeitZeichen 31.07.2022 14:56 Min. Verfügbar bis 31.07.2099 WDR 5


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Ein Kürzel versteckt ihre weibliche Identität

Clara Viebig wird am 17. Juli 1860 in Trier geboren und verbringt ihre Kindheit in Düsseldorf. Nach dem Tod ihres Vaters geht sie mit ihrer Mutter nach Berlin und trägt als Schriftstellerin zum Familienunterhalt bei. Ab 1894 erscheinen erste Texte zunächst unter dem geschlechtsneutralen Kürzel "C. Viebig". Die Autorin wird zu einem der Literaturstars des deutschen Kaiserreichs.

Der Skandalroman "Das Weiberdorf"

Zu ihren erfolgreichsten Romanen gehört "Das Weiberdorf". Er spielt in Eisenschmitt, wo die Frauen den Alltag allein meistern. Die Männer verdienen nach dem Niedergang der heimischen Eisenindustrie im Ruhrgebiet ihr Geld. Die "Weiber" arbeiten hart, aber sie frönen auch ihrer Lust.

Im echten Eisenschmitt ist man nach der Vorveröffentlichung so empört, dass der Ort im Buch zu "Eifelschmitt" mutiert. Trotzdem wird die Autorin danach auf einer Eifel-Reise bedroht: "Frauen bewaffneten sich mit Stöcken, Hacken, Rechen, Mistgabeln und machten sich auf den Weg, um sich meiner zu bemächtigen." Heute schmückt sich der vom restlichen Touristenstrom abgelegene Ort mit einem "Clara-Viebig-Zentrum".

Moralisch streng und konservativ

Auch wenn Clara Viebig immer wieder Frauen in den Mittelpunkt ihres Erzählens stellt, feministisch-emanzipatorisch ist ihr Werk nicht. Ihr moralischer Kompass ist klar konservativ eingenordet: Die Heldin Bäbbi aus "Das Weiberdorf" ist fleißig, treu, verkneift sich die Lust, der andere Weiber frönen.

Während der NS-Zeit flieht Viebigs Sohn Ernst ins brasilianische Exil. Ihr Mann, der Verleger Friedrich Cohn, war ein konvertierter Jude. Nach Cohns Tod 1936 wird Viebig Mitglied der Reichsschrifttumskammer. Wohl weniger aus Überzeugung, sondern eher, um weiter publizieren zu können.

Kurz nach ihrem 92. Geburtstag stirbt Clara Viebig am 31.07.1952 in Berlin.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Heide Soltau
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 31. Juli 2022 an die Schriftstellerin Clara Viebig. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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