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30. Juli 1947 – Die Suchdienst-Verbindungsstelle des DRK wird gegründet

Stand: 24.07.2022, 17:40 Uhr

Am Ende des Zweiten Weltkriegs suchen Millionen Deutsche nach Angehörigen. Besonders schwierig ist es, wenn die Auseinandergerissenen in verschiedenen Besatzungszonen leben. Verbesserung soll die Suchdienst-Verbindungsstelle des DRK bringen.

Die Wehrmachtsoffiziere Helmut Schelsky und Kurt Wagner stranden im Frühjahr 1945 in Flensburg. Im dortigen Hafen herrscht ein wildes Durcheinander: Heimkehrende Soldaten, Flüchtlinge und ausgebombte Familien suchen verzweifelt nach Angehörige und Freunden. Überall hängen Zettel: "Gesucht wird" oder "Familie lebt".

DRK gründet Suchdienst-Verbindungsstelle (am 30.07.1947)

WDR Zeitzeichen 30.07.2022 14:40 Min. Verfügbar bis 30.07.2099 WDR 5


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Als der Soziologie-Professor Schelsky und der Mathematiker Wagner die Not der Menschen sehen, beschließen sie spontan: "Wir müssen hier etwas tun." Sie nutzen eine ebenso einfache wie geniale Doppelkartei. Ihre Annahme: Jeder Suchende ist auch ein Gesuchter.

Hoffnung auf ein Wiedersehen

Ihr "Kartei-Begegnungsverfahren" besteht aus einer Stammkarte mit den Angaben des Suchenden und einer Suchkarte mit den Merkmalen des Gesuchten: Name, Alter, Geburtsort, besondere Kennzeichen. Trifft nun beim Einsortieren der Karteikarten eine Such- auf die passende Stammkarte, ist die "Begegnung" vollzogen.

"Wir sorgen dafür, wenn es den, den ihr sucht, überhaupt noch irgendwo gibt, werden wir euch das bald sagen können", verspricht Helmut Schelsky den Kriegsheimkehrern und Flüchtlingen. Der Andrang ist riesig, das kleine Büro in Flensburg mit den wenigen Ehrenamtlichen muss bald umziehen. Das Deutsche Rote Kreuz übernimmt den Suchdienst und richtet Zentralen in Hamburg und München ein.

Karteikästen wandern von Lager zu Lager

Die Kästen werden von Lager zu Lager gebracht, wo sich die Menschen mit großen Hoffnungen durch die Karteikarten wühlen. Das System braucht Zeit, aber geht auf. Zwischen 1945 und 1950 erreichen den DRK-Suchdienst 14 Millionen Anfragen zu Vermissten. Davon konnten 8,8 Millionen in der Folge geklärt werden.

Schwieriger ist die Situation in Berlin, wo es gleich zwei Suchdienste gibt – einen im amerikanischen Sektor, den anderen im sowjetischen. Um die Arbeit besser koordinieren zu können, wird deshalb am 30. Juli 1947 eine sogenannte Suchdienst-Verbindungsstelle des Deutschen Roten Kreuzes gegründet.

Moskau hilft bei der Suche nach Verschollenen

Trotz der politischen Gegensätze wird die Zusammenarbeit mit dem sowjetischen Roten Kreuz immer Laufe der Zeit immer enger. Die nach Moskau geschickten Anfragen nach Verschollenen werden alle beantwortet und helfen bei der Aufklärung vieler Schicksale.

Gesucht wird auf vielen Wegen: Im Februar 1950 erscheint erstmalig die "Suchdienst-Zeitung", die fast 30 Jahre lang monatlich gedruckt wird. Ab 1957 werden Bildbände erstellt, die unter anderen Zechen-Arbeitern und späten Kriegsheimkehrern vorgelegt werden. Rundfunk-Sender geben regelmäßig die Namen von Vermissten durch.

Noch immer Anfragen zum Zweiten Weltkrieg

Dennoch dauert manchmal die Suche jahrzehntelang: "Zu Weihnachten kommt meine Tochter mit Familie zu mir. Es wird der schönste Tag meines Lebens werden, wenn ich mein Kind nach 22 Jahren in die Arme schließen kann", heißt es in einem der zahlreichen Dankesschreiben, die den DRK-Suchdienst erreichen.

Noch 2021 gingen 13.000 Anfragen nach Vermissten im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg ein, mittlerweile sind es Kinder und Enkelkinder, die sich auf Spurensuche der Familie begeben. Aber auch bei anderen Katastrophen und Kriegen ist der Suchdienst aktiv, etwa nach dem Tsunami in Südostasien 2004 oder den Golfkriegen.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Edda Dammmüller
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 30. Juli 2022 an die Gründung der Suchdienst-Verbindungsstelle des DRK in Berlin. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

ZeitZeichen am 31.07.2022: Vor 70 Jahren: Todestag der Schriftstellerin Clara Viebig.