Live hören
ARD Infonacht
22.03 - 06.00 Uhr ARD Infonacht
Soldaten einer russischen Brigade warten am 01.09.1994 in Berlin-Lichtenberg auf die Abfahrt eines Militärzuges

31.08.1994: Die russischen Streitkräfte verlassen Berlin

Niemand rechnet in der DDR damit, dass die sowjetischen Truppen einmal freiwillig abrücken könnten. Doch nach der Wende werden sie am 31. August 1994 feierlich verabschiedet.

Die russischen Streitkräfte verlassen Berlin (am 31.8.1994)

WDR Zeitzeichen 31.08.2024 14:51 Min. Verfügbar bis 01.09.2099 WDR 5


Bis heute wird Michail Gorbatschow in Deutschland und den USA dafür gefeiert, dass er während der Wende die Panzer zurückgehalten hat. Dabei geht es dem Präsidenten der Sowjetunion weniger um die deutsche Einheit als um die Rettung seines eigenen Landes. Gorbatschow hofft, dass er durch eine neue Offenheit (Glasnost) und den Umbau des Systems (Perestroika) den Kern seines Imperiums bewahren kann.

Immerhin: Michail Gorbatschow ebnet den Weg für die deutsche Wiedervereinigung. Dazu gehört auch, dass die russischen Truppen möglichst schnell und reibungslos das Gebiet der ehemaligen DDR verlassen. Über Altlasten, Bodenverseuchungen und private Geschäfte der Russen mit Inventar wird dabei oft hinweggesehen.

Am 31. August 1994 ist es dann so weit. Fünf Jahrzehnte nachdem die sowjetische Armee das Gebiet des damaligen Deutschen Reiches erreicht hat, verlassen russische Soldaten wieder Deutschland. "Sie gehen nicht als Besatzung, sie gehen als Partner, sie gehen als Freunde", sagt Bundeskanzler Helmut Kohl während der feierlichen Abschiedszeremonie in Berlin. Deutsche und Russen stünden jetzt am Anfang einer neuen guten Zusammenarbeit.
Der russische Präsident Boris Jelzin betont ebenfalls, er vertraue auf das vereinte, erneuerte Deutschland. Russland dürfe von Europa nicht abgekoppelt werden.

Ein Festakt voller Zuversicht für ein friedliches Miteinander beider Seiten. Doch es kommt anders, drei Jahrzehnte später, hat Wladimir Putin die Ukraine überfallen und es herrscht eisige Kälte zwischen Deutschland und Russland.

In diesem Zeitzeichen erzählt Heiner Wember:
  • welche Rolle Wladimir Putin als KGB-Offizier bei der Wiedervereinigung gespielt hat,
  • warum die USA darauf gepocht haben, dass die Osterweiterung der Nato nicht mit Russland verhandelt werden soll,
  • über gemeinsame Saunabesuche und viel Wodka, den Deutsche und Russen während der Abzugsphase der russischen Armee zusammen getrunken haben,
  • wie Boris Jelzin bei der Feier zum Abzug der russischen Truppen von "ewigen Frieden für den ganzen Planeten" spricht.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Ilko-Sascha Kowalczuk (Historiker, Berlin)
  • Dr. Wolfgang Puwalla (ehem. Vorsteher Bundesvermögensamt Potsdam)
  • Ilko-Sascha Kowalczuk, Stefan Wolle: Roter Stern über Deutschland: Sowjetische Truppen in der DDR, Berlin, 2010

Weiterführende Links:

Welches Thema sollen wir im Zeitzeichen recherchieren? Gibt es Kritik oder Lob?
Gerne her damit: Einfach schreiben an zeitzeichen@wdr.de
Wir freuen uns auch über Bewertungen auf der Podcast-Plattform des Vertrauens!

Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.

Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Heiner Wember
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Alexander Buske

Download