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Eine schwarz-weiß Zeichnung zeigt die Reblaus in drei verschiedenen Erscheinungsformen: an einer Wurzel sitzend, von unten und in der Draufsicht.

15. Juli 1868 - Ursache für die europäische Reblauskrise entdeckt

In ganz Europa wütet im 19. Jahrhundert ein Winzling in den Weinbergen: Die Reblaus vernichtet riesige Bestände. Der Schädling kommt aus Amerika - ebenso wie die Lösung der Krise.

Die nur rund einen halben Millimeter große Reblaus arbeitet im Untergrund, schädigt die Wurzeln von Weinreben und gräbt ihr so alle Nährstoffe ab. Ihr volles Zerstörungspotenzial entfaltet sie durch ihre Masse: Von einem einzigen Insekt, so wurde bereits 1874 der französischen Nationalversammlung berichtet, können von April bis Oktober über mehrere Milliarden weitere Tiere abstammen. Kaum ein Land in Europa wird von der Reblauskrise verschont, sie wütet zunächst in Frankreich, dann in der Schweiz, Österreich-Ungarn, Portugal, Spanien, Luxemburg. Selbst die Krim ist betroffen. Deutschland kommt vergleichsweise glimpflich davon, unter anderem wegen strikter Einfuhrbeschränkungen.

Allein in Frankreich vernichten die Rebläuse zwei Drittel der Weinanbaufläche. In Montpellier gelingt am 15. Juli 1868 der Durchbruch zur Lösung der Krise: Der Botanik-Professor Jules-Émile Planchon untersucht zusammen mit dem Winzer Felix Sahut und dem Präsidenten des Weinbauverbandes, Gaston Bazille, einen Weinberg und entdeckt den Winzling an den Wurzeln.

Als Europas Wein starb: Die "Reblauskrise"

WDR ZeitZeichen 15.07.2023 15:00 Min. Verfügbar bis 15.07.2099 WDR 5


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Die Laus kommt aus Amerika

Auffällig ist, dass die Reblaus dort auftaucht, wo mit amerikanischen Rebstöcken experimentiert wird. Die Importe aus Amerika sind deutlich resistenter gegen den Echten Mehltau, der zuvor Wein und Winzer plagte. Mittels der Importe von jenseits des Atlantik wird jedoch der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben, denn sie haben die Reblaus im Gepäck.

Kuriose Methoden zur Bekämpfung

1870 setzt die französische Regierung eine Kommission zur Bekämpfung der Reblaus ein. Die Vorschläge zur Ausrottung sind gleichermaßen von Erfindungsreichtum und Verzweiflung geprägt: Kröten vergraben, damit diese die Schädlinge fressen, Ertränken der Rebläuse, indem die Weinberge unter Wasser gesetzt werden - ein Irrsinn bei den Steillagen! - und das Experimentieren mit diversen Chemikalien, die das gesamte Bodenleben töteten, gehören dazu. Hilfreich ist am Ende nur das Ausreißen und Verbrennen der Rebstöcke.

Die Rettung aus Amerika

Da die amerikanischen Rebstöcke nicht nur resistenter gegen Mehltau, sondern auch gegen Rebläuse sind, kommt nicht nur die Ursache der Krise, sondern auch die Lösung aus den Vereinigten Staaten. Die amerikanischen Rebstöcke sind zwar geschmacklich nicht für Wein geeignet. Aber als Wurzelgrundlage für aufgepfropfte europäische Edelreiser, wie Riesling oder Cabernet Sauvignon sind sie die Lösung! Allein 1875 werden 14 Millionen amerikanische Rebenstecklinge nach Frankreich verschifft. Noch heute ist in ganz Europa die amerikanische Wurzelunterlage für Grauburgunder, Trollinger und Co Pflicht.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Andrea Kath
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 15. Juli 2023 an die Reblauskrise. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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