Bundeskanzlerin Angela Merkel, EnBW-Chef Peter Villis (li.), Ministerpräsident Erwin Sellering bei Inbetriebnahme von "Baltic 1"

2. Mai 2011 - Deutscher Offshore-Windpark "Baltic 1" eingeweiht

Stand: 02.05.2021, 10:20 Uhr

Seit Jahrtausenden nutzten Windmühlen die unbegrenzte Energie der Natur. Die Endlichkeit fossiler Brennstoffe sorgt für eine neue Zukunft der uralten Technologie – zunächst an Land, seit den 1980er Jahren auch auf dem Meer. 2011 geht Deutschlands erster kommerzieller Offshore-Windpark in Betrieb.

In der Ostsee vor der dänischen Insel Lolland wird im Oktober 1991 der erste Offshore-Windpark der Welt eröffnet. Die elf jeweils 35 Meter hohe Windräder erzeugen Strom für rund 2.000 Haushalte. Drei Jahrzehnte später drehen sich allein vor Deutschlands Küsten bereits die Rotoren von mehr als 1.700 Windkraftanlagen.

"Baltic 1", der erste kommerzielle deutsche Ostsee-Windpark, entsteht nördlich der Halbinsel Darß/Zingst in Mecklenburg-Vorpommern. Betrieben wird er von der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW). "Baltic 1" liefert jährlich etwa 185 Gigawattstunden Strom, "genug für 50.000 Haushalte", sagt EnBW-Manager Michael Splett.

Einweihung durch die Kanzlerin

Mehr als 60.000 Rammschläge waren nötig, um die Stahlfundamente der 21 Windkraftanlagen im Meeresboden zu verankern. Im August 2010 werden vom Installationsschiff "Sea Power" die gondelförmigen Maschinenhäuser rund 70 Meter über dem Meeresspiegel aufgesetzt.

Deren Generatoren wandeln den von gigantischen Rotoren eingefangenen Wind in Strom um. Über ein Seekabel wird er zu einer Umspannplattform geleitet und von dort weiter zu einer Zentralstation an Land.

Am 2. Mai 2011 drückt Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich auf einen roten Knopf und nimmt damit "Baltic 1" offiziell in Betrieb. Vier Monate später allerdings stehen alle Windräder erst mal wieder für Wochen still: Ein Schlepper hatte die Umspannplattform gerammt.

Offshore-Energie auf dem Vormarsch

Windräder des Offshore-Windparks "Baltic 1"

Windpark "Baltic 1" vor der Ostseehalbinsel Darß/Zingst

Weltweit werden derzeit nach Angaben von Andreas Reuter, Professor für Windenergietechnik in Hannover, erst zehn Prozent der Windenergie offshore erzeugt: "Die meisten Anlagen werden an Land aufgestellt, weil es einfacher ist. Man kann hingehen, wenn was kaputt ist und muss nicht so aufwendige Fundamente bauen."

Die hohen Kosten – für "Baltic 1" mehr als 200 Millionen Euro – rechnen sich dennoch, erklärt Reuter. Auf See herrschen zumeist gute Windverhältnisse; Landstandorte dagegen werden rar und bergen oft Konfliktpotenzial, da Anwohner sich gegen die riesigen Windräder in ihrer Nähe wehren. "Die Menge an Windenergie, die offshore zur Verfügung steht, ist viel größer als unser Energiebedarf."

"Baltic 2" viermal größer

Nicht selten sorgt viel Wind aber für Überkapazitäten. Statt Windkraftanlagen dann herunterzufahren, sieht Reuter die Zukunft in der Umwandlung von Strom in Wasserstoff: "In Kavernen gespeichert können dann auch große Energiemengen gasförmig hin und her geleitet werden."

Zehn Jahre nach der Eröffnung steht Deutschlands erster kommerzieller Ostsee-Windpark vor dem Zenit seiner Lebensdauer. "Wir haben noch 15 Jahre Zeit", kalkuliert der EnBW-Offshore-Experte Michael Spelt. Dann sollen die Türme von "Baltic 1" zurückgebaut werden. Seit 2015 ist vor der Ostküste Rügens bereits "Baltic 2" in Betrieb. Mit 80 Windkraftanlagen viermal so groß wie der Vorgänger können von dort 340.000 Haushalte mit Strom versorgt werden.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Claudia Friedrich
Redaktion: Ronald Feisel

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. Mai 2021 an die Eröffnung des Windparks "Baltic 1". Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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