28. Dezember 1937 - Todestag des Komponisten Maurice Ravel
Maurice Ravel ist einer der bekanntesten Musiker seiner Zeit. In den letzten fünf Jahren seines Lebens vollendet er jedoch nur noch ein Werk. Ein Autounfall bringt den Komponisten endgültig aus dem Takt. Er stirbt am 28. Dezember 1937 nach einer Gehirnoperation.
Maurice Ravel ist ein schmächtiger Typ, 1,58 Meter klein, 49 Kilo. Dichterin Colette beschreibt ihn als "Eichhörnchen" mit "feinen Nagetier-Händen". Auf Komponist Igor Strawinski wirkt er wie ein "Schweizer Uhrmacher". Tatsächlich ist Ravel ein Feinmechaniker der Musik, ein Zauberkünstler der Klänge. Aber auch ein rätselhafter Charakter, weswegen ihn seine Jugendfreunde "Rara Avis", den "seltenen Vogel", nennen.
Begabt aber nachlässig
Geboren wird Ravel 1875 in Ciboure nahe der spanischen Grenze. Sein Vater ist ein Ingenieur aus der Gegend von Genf, seine Mutter ist Baskin. Ihr Einfluss auf ihn in seinen späteren Kompositionen ist sehr prägend. Maurice ist gerade drei Monate alt, als seine Eltern mit ihm nach Paris ziehen. Sie fördern früh seine außergewöhnliche Neigung zur Musik. Ravel lernt Klavier und erlangt mit 14 die Zulassung zu einem Studium am Pariser Konservatorium. Dort hat er bald den Ruf weg, "sehr begabt" aber "etwas nachlässig" zu sein.
Wegen nicht ausreichender Leistungen wird er zweimal aus dem Konservatorium ausgeschlossen. Gleich fünfmal scheitert er mit seiner Bewerbung um das renommierte Rom-Stipendium, was bei liberalen Musikern und Musikwissenschaftlern für Furore sorgt. Trotzdem schreibt Ravel weiter und etabliert sich als bedeutender Komponist. Inspiration zieht er vor allem aus dem französischen Barock sowie der spanischen und baskischen Volksmusik.
Bolero als Meisterwerk
Ravels großer Ruhm beginnt nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er zwei Jahre lang als Kraftfahrer teilnimmt. Der Komponist dirigiert seine Werke in Wien, Amsterdam, Venedig und London. 1928 schreibt er sein berühmtestes Stück, den "Bolero". Diese Ballettpartitur erlebt einen kometenhaften Aufstieg und erlangt eine Popularität, die in der klassischen Musik selten zu finden ist.
Der Privatmann Maurice Ravel lebt stets allein, die Mitwelt findet ihn verschlossen, schüchtern, von speziellem Humor. 1921 kauft er eine kleine, etwas verbaute Villa in Montfort bei Paris. Er umgibt sich mit Luxus, liebt exotische Katzen und seinen Garten mit japanischen Zierblumen. "Ravel ist und bleibt ein Rätsel", bringt es sein Biograph Michael Stegemann auf den Punkt.
Autounfall beendet Ravels Karriere
Ein Rätsel bleibt auch seine Gesundheit. Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit bereiten ihm zunehmend Sorgen. Verschlimmert wird Ravels Zustand noch durch einen Taxi-Unfall, in den er 1932 verwickelt ist. Danach kann er seinen Namen nicht mehr schreiben. Nicht mehr Klavierspielen. Keine Musik mehr schaffen. Dabei habe er noch so viel davon im Kopf, sagt er.
Vier lange Jahre dauert Ravels Leidensleben. Um den Verdacht eines Gehirntumors auszuräumen, unterzieht er sich 1937 einer Operation. Einen Tumor findet man nicht, doch die linke Gehirnhälfte ist verkümmert. Ravel erwacht kurz aus der Narkose, dann fällt er ins Koma. Am 28. Dezember 1937, morgens um halb vier, bleibt sein Herz stehen.
Autor des Hörfunkbeitrags: Holger Noltze
Redaktion: Gesa Rünker
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