Am 21. Mai 1933 wird Maurice André im südfranzösischen Alès geboren. Der Vater – auch er heißt Maurice - hat die Gewohnheit, die Geburt jedes seiner Kinder mit einer Trompetenfanfare zu verkünden.
Leidenschaft für die Trompete liegt in der Familie
Die Leidenschaft für die Trompete liegt in der Familie. "Mein Onkel war Trompeter, mein Bruder wurde Lehrer für Trompete, und mein Papa war Amateur-Trompeter neben seiner Laufbahn als Minenarbeiter."
Auch Maurice wird an der Trompete unterrichtet. Sein Lehrer erkennt das außergewöhnliche Talent des Jungen. Bald schon darf Maurice in Paris studieren und 1955 in Genf bei einem der namhaften internationalen Musikwettbewerbe teilnehmen.
Unverständnis bei den Fachleuten
Was bei diesem Wettbewerb passiert, ist eine außergewöhnliche Geschichte, erzählt der Trompeter Reinhold Friedrich: "Da hat er gespielt, und es gab einen Riesenskandal, weil er sollte den ersten Preis nicht bekommen, und zwar weil die Jury gesagt hat: Das ist ja gar nicht mehr Trompete, was er spielt, das ist ein ganz anderes Instrument.
Und der Solotrompeter vom Suisse Romande ist aufgestanden, der war auch in der Jury, und hat gesagt: Wenn Ihr dem nicht den ersten Preis gebt, dann gehe ich zur Zeitung und erzähle, was hier in diesem Raum passiert ist. Und daraufhin haben sie sich durchgerungen, ihm doch den Preis zu geben."
Neue Interpretation des Trompetenspiels
Maurice André interpretiert das Trompetenspiel völlig neu. "Die Leute haben das, was er gemacht hat, nicht mehr als Trompete verstanden, und zwar deswegen, weil es nicht mehr diese laute, trötige Fanfare war, sondern das war elegantes, manchmal fast oboen- oder für flötenhaftes Spiel", erklärt Friedrich.
Der neue Star der Klassik
Wie der Flötist Jean-Pierre Rampal oder Geiger Yehudi Menuhin wird auch Maurice André in den 1970er- und 80er-Jahren zu einem Star der Klassik. Sein Repertoire umfasste vor allem Werke des 17. und 18. Jahrhunderts, daneben aber auch zeitgenössische Musik. Mehr als zehnmal wird ihm der Grand Prix du Disque verliehen.
Maurice André füllt die Konzerthallen und legt dafür jährlich rund 750.000 Kilometer rund um den Erdball zurück. Auch im Aufnahmestudio ist er ein gern gesehener Gast. Er spielt rund 250 Platten ein und kann nicht zuletzt dank seiner Aura auch bei jenen punkten, die sonst mit klassischer Musik eher selten in Berührung kommen.
Bescheiden trotz aller Erfolge
Trotz aller Erfolge verliert Maurice André nie seine Bodenhaftung. Daher fällt die Bilanz seiner künstlerisch außergewöhnlichen Laufbahn entsprechend bescheiden aus:
Am 25. Februar 2012 stirbt Maurice André im Alter von 78 Jahren in Bayonne im französischen Baskenland.
Autor des Hörfunkbeitrags: Christoph Vratz
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 21. Mai 2023 an Maurice André. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 22.05.2023: Vor 180 Jahren: Aufbruch zum ersten großen Oregon-Treck.