7. August 1876 - Tänzerin Mata Hari in Leeuwarden geboren
Stand: 02.08.2021, 10:40 Uhr
Sie ist das, was man später "It-Girl" nennt: eine nach Ruhm strebende Schönheit mit wenig Hemmungen, die ihren Sexappeal so teuer wie möglich verkauft. Mehr als 100 Jahre nach ihrer Hinrichtung ist Mata Hari noch immer die bekannteste Spionin der Geschichte. Doch militärische Geheimnisse, das steht wohl fest, hat sie nie verraten.
Als sich Margaretha Geertruida Zelle mit 28 Jahren als Mata Hari neu erfindet, hat sie kein einfaches Leben hinter sich. Am 7. August 1876 im friesischen Leeuwarden geboren, wird sie vom Vater, einem großspurigen Hutmacher, wie eine Prinzessin verwöhnt. Doch ihre kindliche Idylle endet abrupt, als der Vater 1890 Bankrott geht und die Familie verlässt.
Dann stirbt auch noch ihre aus Java stammende Mutter, von der das hübsche Mädchen den dunklen Teint und die Mandelaugen geerbt hat. Margaretha wächst nun bei Verwandten auf und bricht die Schule ebenso ab wie eine Ausbildung als Kindergärtnerin. Um einem trostlosen Dasein als Dienstmagd zu entgehen, heiratet sie mit 19 Jahren den doppelt so alten Kolonialoffizier John MacLeod und folgt ihm nach Niederländisch-Indien, dem heutigen Indonesien.
Sensation der Belle Èpoque
Margaretha bekommt zwei Kinder, doch die Ehe mit dem groben und fremdgehenden MacLeod verläuft unglücklich. Nachdem ihr Sohn mit zwei Jahren unter mysteriösen Umständen gestorben ist, kehrt das Paar 1902 zurück in die Heimat. Die Ehe wird geschieden, MacLeod behält die Tochter und wird zu Unterhalt an Margaretha verpflichtet, den er aber schuldig bleibt.
Im brodelnden Paris der Belle Époque trägt Margaretha ihre exotische Schönheit zu Markte, versucht sich als Modell, Zirkusreiterin und Schauspielerin. Ohne Erfolg - bis sie sich 1905 eine geheimnisumwobene Biografie als indische Tempeltänzerin zulegt. Als Mata Hari, was im Malayischen "Sonne" bedeutet, führt sie nun einen höchst frivolen Entschleierungstanz auf – und ganz Paris steht Kopf.
Deutsche Agentin H 21
Greta Garbo in der Rolle der Mata Hari (1931)
Mit ihren Nackttänzen, die den Männern Europas den Kopf verdrehen und die Sinne benebeln, steigt Mata Hari höher, als sie es sich je erträumt hat. Neben ihren üppig honorierten Auftritten in Wien, London und Berlin verdient sie bestens als Edelkurtisane von Diplomaten, Industriellen und hohen Offizieren.
Doch bei Ausbruch des Weltkriegs 1914 ist Mata Haris Ruhm schon verblasst und ihre Schulden steigen in exorbitante Höhen. Nun versucht sie, aus den zahllosen Liebschaften Kapital zu schlagen, kokettiert mit ihren Kontakten und wird tatsächlich vom deutschen Geheimdienst als "Agentin H 21" angeworben. Eine Gegenleistung für ihren Lohn von 20.000 Francs liefert die politisch naive Amateurspionin jedoch nicht.
In die Falle gelockt
Bald schöpfen das Deuxième Bureau in Paris und der Secret Intelligence Service in London Verdacht und nehmen die Aktivitäten der obskuren Tänzerin ins Visier. Schließlich bietet ihr der französische Geheimdienst eine Million Francs für ihre Dienste an. Mata Hari tappt in die Falle und enttarnt sich damit selbst als in deutschen Diensten stehende Doppelspionin.
Am 13. Februar 1917 wird Mata Hari in Paris verhaftet. Fünf Monate später verurteilt sie ein Militärgericht wegen Doppelspionage und Hochverrats zum Tode. Von Nonnen begleitet tritt Mata Hari am frühen Morgen des 15. Oktober 1917 vor das Exekutionskommando. Die angebotene Augenbinde verweigert sie. Nur einer der zwölf abgefeuerten Schüsse trifft sie tödlich in den Kopf.
Nicht zuletzt durch die Hollywood-Verfilmung ihres Schicksals mit der "göttlichen" Greta Garbo in der Hauptrolle wird Mata Hari als verruchte Meisterspionin zum Mythos. Nach Sichtung aller inzwischen freigegebenen Dokumente gilt allerdings als sicher, dass Mata Hari nie ein Geheimnis verraten hat, sondern als Spielball der Geheimdienste einem Komplott zum Opfer gefallen ist.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Claudia Belemann
Redaktion: Hildegard Schulte
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 7. August 2021 an Mata Hari. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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