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Jackson Pollock

11. August 1956 - Todestag von Jackson Pollock

Stand: 05.08.2021, 10:52 Uhr

Long Island, 1951. Jackson Pollock tänzelt rhythmisch zu lauter Musik um die am Boden liegende weiße Leinwand. Die Zigarette lässig im Mundwinkel, lässt er schwarzen Industrielack spritzen oder tropfen, bis ein Gespinst aus Linien, Klecksen, Tropfen und Fäden entsteht: eine Revolution in der Kunstgeschichte.

Hans Namuth heißt der Filmemacher und Fotograf, der die Legende des ebenso wilden wie lässigen, alle Grenzen der Malerei sprengenden Kunst-Cowboys, der selbst den abstrakten Expressionismus neu definiert, wesentlich mit erfindet. Von Pollocks depressiver Veranlagung jedenfalls ist auf den Bildern nichts zu spüren.

Jackson Pollock, US-Maler (Todestag, 11.08.1956)

WDR ZeitZeichen 11.08.2021 13:33 Min. Verfügbar bis 12.08.2099 WDR 5


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Picasso überwinden

Geboren wird Pollock 1912 als Sohn eines Landvermessers auf einer Schaffarm in der Provinz von Wyoming. Von 1929 bis 1931 studiert er an der New Yorker Arts Students League bei dem eher traditionell und regional ausgerichteten Thomas Hart Benton und orientiert sich an den sozialkritischen Wandmalereien von Diego Rivera. Große Vorbilder sind Joan Miró und, wie für viele Maler der Zeit, Pablo Picasso.

Max Ernst wird später behaupten, Pollock bei seiner Technik maßgeblich beeinflusst zu haben. Und tatsächlich gibt es Bilder des Surrealisten, die in ihrer "automatischen", wie aus dem Unterbewusstsein stammenden Entstehungsweise die "Drip Paintings" vorwegzunehmen scheinen. Trotzdem nimmt das Pollocks in den 1940er und 1950er Jahren entstandenen Gemälden kaum etwas von ihrer Innovationskraft.

Die getilgte Zigarette

Davon ist auch Peggy Guggenheim überzeugt. 1943 richtet sie dem jungen Maler in ihrer legendären Galerie "Art of This Century" eine Ausstellung aus, 1946 borgt sie ihm Geld für ein kleines Haus mit Atelier auf Long Island, wo er mit seiner Ehefrau, der Malerin Lee Krasner, fortan lebt. In den folgenden sechs Jahren entstehen seine wichtigsten Arbeiten.   

Privat kultiviert Pollock sein Image: Er trinkt, prügelt sich, hat Affären. Aber er diskutiert auch nächtelang mit den anderen Vertretern der "New York School" wie Willem de Kooning, Mark Rothko, Barnett Newman oder Robert Motherwell über Malerei.

Ab 1954 versiegt Jackson Pollocks Schaffenskraft. Am 11. August 1956 rast er betrunken im Cabrio gegen einen Baum. Seine damalige Freundin wird schwer verletzt, eine weitere Freundin stirbt wie er.

Für eine Briefmarke wird die US-Post später die Zigarette aus dem verwendeten Foto Pollocks herausretuschieren. Das Marlboro-Image ist der Behörde für das positive Bild des amerikanischen Kunst-Cowboys inzwischen politisch zu inkorrekt. 

Autorin des Hörfunkbeitrags: Anke Rebbert
Redaktion: Hildegard Schulte

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 11. August 2021 an Jackson Pollock. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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