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Todestag Gerhard von Scharnhorst, preuß. General und Militärreformer

28. Juni 1813 - Der General und Reformer Gerhard von Scharnhorst stirbt in Prag

Frankreichs Fremdherrschaft über Preußen brechen - das ist das Ziel des Militärreformers Gerhard von Scharnhorst. Er setzt dabei auf die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht.

Es ist Preußens vielleicht größte Niederlage: Die Doppelschlacht von Jena und Auerstedt endet im Oktober 1806 mit einem Triumph für Napoleon. Etwa 20.000 preußische Soldaten sterben im Kampf gegen die französische Armee, Tausende werden verletzt oder geraten in Gefangenschaft.

Nach seinem Sieg zieht Bonaparte in Berlin ein, zwingt das Königreich unter seine Besatzung und fordert hohe Ausgleichszahlungen. Die einstige Großmacht Preußen ist am Boden. Tiefgreifende Reformen in Politik, Wirtschaft und Armee sollen das ändern. Die zentrale Figur im Militärbereich ist Gerhard von Scharnhorst.

Die "Masse des Volkes" bewaffnen

Der am 12. November 1755 in Bordenau bei Hannover geborene Sohn eines Bauern hatte schon lange vor Jena und Auerstedt erkannt, dass sich die preußische Armee mit ihrem Drill und Kadavergehorsam selbst blockiert.

Seit seiner Ausbildung an einer Militärschule bei Hannover gilt von Scharnhorst als exzellenter Militärtheoretiker. Bereits 1793 schlägt er dem Fürsten von Hannover vor, die "Masse des Volkes" zu bewaffnen. Doch er stößt auf taube Ohren. Auch als er 1801 in die preußische Armee wechselt, will man davon nichts hören.

General und Militärreformer Preußens: Gerhard von Scharnhorst

WDR Zeitzeichen 28.06.2023 15:09 Min. Verfügbar bis 28.06.2033 WDR 5


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Nicht nur Adelige als Offiziere

Nach der Niederlage von 1806 präsentieren von Scharnhorst und gleichgesinnte Offiziere wie August Neidhardt von Gneisenau dem König zunächst eine schonungslose Analyse:

"Die schlechte Verfassung unserer Regimentsartillerie, die schlechte Beschaffenheit unserer Waffen, die Untauglichkeit der meisten unsere Generale, und, um alles zu umfassen, unser Eigendünkel, der uns nicht mit der Zeit fortschreiten ließ." August Neidhardt von Gneisenau, preußischer Offizier und späterer Feldmarschall

Die Heeresreformer krempeln die preußische Armee um. Die Prügelstrafe und erniedrigende Behandlungen von Soldaten werden abgeschafft. Von Scharnhorst drängt darauf, dass nicht nur wie bisher Adelige Offiziere werden dürfen. Er will, dass alle Schichten zum Dienst gerufen werden - auch das Bürgertum und nicht wie zuvor meist nur angeworbene Söldner und Bauern.

Chef des preußischen Generalstabs

1807 wird von Scharnhorst von Friedrich Wilhelm III. zum Chef des Generalstabs und zum de facto Kriegsminister berufen. Der Reformer bereitet die allgemeine Wehrpflicht vor, die später im Wehrgesetz verankert wird.

Napoleon hat Preußen zwar verboten, mehr als 42.000 Mann unter Waffen zu halten. Aber von Scharnhorst unterläuft diese Anweisung, indem er Zivilisten in das stehende Heer hereinholt, eine Zeit lang ausbildet und wieder entlässt. Auf diese Weise entsteht zusätzlich eine Art Reservistenarmee, die kurzfristig mobilisiert werden kann.

Im Kampf gegen Napoleons Heere verletzt

Die Gelegenheit dafür bietet sich nach dem gescheiterten Russland-Feldzug Napoleons: Großbritannien, Russland, Österreich und Preußen verbünden sich zum Krieg gegen Frankreich. Bei einer der ersten Schlachten im Mai 1813 bei Großgörschen wird von Scharnhorst am Knie verletzt.

Danach reist Gerhard von Scharnhorst in diplomatischer Mission und unter zunehmenden Schmerzen nach Prag. Dort stirbt er am 28. Juni 1813 an Wundbrand. Auf seine Idee des Bürgers im Soldatenrock berufen sich später Politiker quer durchs Parteienspektrum. Ab 1956 gilt in der Bundesrepublik eine allgemeine Wehrpflicht, die 2011 zugunsten einer Freiwilligen-Armee ausgesetzt wird.

Autor des Hörfunkbeitrags: Herwig Katzer
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 28. Juni 2023 an Gerhard von Scharnhorst. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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