Hubert Robert, Brand in Rom

18.07.0064: Der Brand von Rom

Für viele ist er der gefährliche und brutale Irre, der Rom angezündet hat: Kaiser Nero ist zu seiner Zeit wohl tatsächlich kein Engel - aber auch kein Brandstifter. Beim Volk ist er sogar sehr beliebt.

Die Straßen sind eng in Rom, die Flammen haben leichtes Spiel: Eine Woche lang wüten im Juli des Jahres 64 verheerende Flammen in der Stadt. Viele Menschen sterben, das ist gewiss. Wie viele, ist nicht überliefert. Das Feuer zerstört wertvolle Bau- und Kunstwerke, auch Wohnhäuser und Werkstätten.

Niemand hat den Mut, das Feuer einzudämmen, weil immer wieder zahlreiche Leute mit Drohungen das Löschen verhindern. Andere werfen ganz offen Feuerbrände und schreien dabei, hinter ihnen stehe ein Auftraggeber, um so ungehemmter plündern zu können.

Aber wer könnte ein Interesse an dem zerstörerischen Brand haben? Etwa Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus, letzter Kaiser der julisch-claudischen Dynastie? Nero ist sicherlich kein Engel - aber ein Brandstifter ist er auch nicht. Er hätte sich mit dem Brand vor allem selbst geschadet. Das Feuer ist unterhalb seines eigenen Palastes ausgebrochen, sein eigener Besitz ist stark gefährdet.

Zu Beginn der Feuersbrunst ist Nero zwar nicht in der Stadt. Es ist aber gut belegt, dass er sich, als er die Nachricht vom Brand hört, sofort nach Rom aufmacht und die Löscharbeiten organisiert. Er lässt seine Parks für diejenigen öffnen, die vor dem Feuer flüchten, und Behelfsbauten für die vielen Obdachlosen errichten. Er ordert Nahrungsmittellieferungen aus Ostia und senkt den Getreidepreis.

Beim Volk ist Nero, der lieber Sportler oder Künstler als Kaiser geworden wäre, beliebt. Bei den Senatoren hingegen weniger. Nach Neros Tod beschließt der Senat denn auch, sein Andenken zu verdammen. Vielleicht haben deshalb fast 2.000 Jahre nach dem Brand von Rom die meisten Menschen einen gefährlichen und brutalen Irren vor Augen, wenn sie an Nero denken.


In diesem Zeitzeichen erzählt Wolfgang Meyer:

  • Dass heute noch unklar ist, wie der Brand entstanden ist,
  • warum Christen dafür wohl nicht verantwortlich sein können,
  • warum antike Schminkspiegel für Neros damalige Beliebtheit sprechen,
  • wie Hollywood auf Nero und den Brand schaut.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

  • Dr. Alexander Bätz (Althistoriker und wissenschaftlicher Bibliothekar an der Universität Konstanz)
  • Leandro Polverini (Professor für antike Geschichte an der Universität Rom)

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Wolfgang Meyer
Redaktion: Matti Hesse