Von einem rot-schwarzen Steyr träumt Bertolt Brecht schon lange. Die österreichische Automobilmarke hat Ende der 1920er Jahre eine Strahlkraft wie später Porsche oder Ferrari. Doch zunächst muss sich Brecht mit einem Opel begnügen, mehr gibt sein Budget nicht her. Erst mit dem Erfolg der Dreigroschenoper kann sich der Schriftsteller seinen ersten Steyr leisten. Doch die Gestapo beschlagnahmt sein Auto nur wenige Jahre später zusammen mit seinem Haus.
Im dänischen Exil fährt Brecht einen Ford T - kein Vergleich mit einem Steyr. Er notiert: "Ford hat ein Auto gebaut; das fährt ein wenig laut; es ist nicht wasserdicht; und fährt auch manchmal nicht." Erst als er aus dem Exil zurück nach Berlin kommt, ist Bertolt Brecht wieder mit dem Wagen unterwegs, an dem sein Herz besonders hängt: Am 27. November 1949 kauft er einen gebrauchten, rot-schwarzen Steyr.
Sein Traumauto wird später von der DDR-Polizei aus dem Verkehr gezogen. Ein 15 Jahre altes Auto auf der Straße? Eine Konsumverweigerung gegenüber der heimischen Autoindustrie, nahezu konterrevolutionär.
In diesem Zeitzeichen erzählt Jürgen Werth:
- dass Bertolt Brecht ein Rennwagenbild hinten in einer seiner Bibeln geklebt hat,
- warum Brecht einige Autos wie Geliebte behandelt haben soll,
- wofür der notorisch untreue Schriftsteller seine Autos außer für Ausfahrten noch genutzt hat,
- warum der Minister für Kultur der DDR Bertolt Brecht in den fünfziger Jahren ein EMW Kabrio überlässt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner und -partnerinnen:
- Erdmut Wizisla, langjähriger Leiter des Brecht-Archivs
- Ursula Muscheler, Architekturhistorikerin
- Egon Monk, Brecht-Schüler
- Ursula Muscheler: Ein Haus, ein Stuhl, ein Auto. Bertolt Brechts Lebensstil. Berlin 2024.
- Werner Hecht: Brechts Leben in schwierigen Zeiten. Berlin 2007.
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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Jürgen Werth
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Holger Maerten