Der Däne Vitus Bering versucht bereits 1729 im Auftrag des russischen Zaren, mit einem Schiff von Kamtschatka aus Alaska zu erreichen. Ab 1745 erkunden russische Forscher Alaska, oder wie sie es nennen: die Kolonie Russisch-Amerika. Sie entdecken den Reichtum an Seeottern, die später gejagt werden, weil sie der russischen Wirtschaft wertvolle Pelze bieten.
Unterdrückung der Ureinwohner
Russische Eroberer landen 1783 auf der Insel Kodiak. Sie töten und unterdrücken die Einwohner und errichten erste dauerhafte Siedlungen. Ein schwunghafter Handel mit Seehund-Pelzen beginnt. Aber auch Spanien erhebt Ansprüche auf Alaska - genauso wie das britische Empire.
Die Briten und auch die US-Amerikaner schicken ihre eigenen Pelzjäger nach Alaska, versuchen aber Konflikte mit Russland möglichst zu vermeiden, indem sie Handels- und Pachtverträge abschließen. Nicht etwa mit den Ureinwohnern, sondern mit den Russen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts legen Russen, Amerikaner und Briten Alaskas Grenzen offiziell fest. Es gilt inzwischen als unbestritten, dass dieses riesige Stück Land jetzt ganz den Russen gehört. Aber: Dieses Land verliert für die Russen zunehmend an Wert. Die Seeotter etwa, die die wertvollen Pelze liefern, sind bald fast ausgerottet.
Warum Russland Alaska nicht mehr haben will
Gravierender noch: die Entfernung. Es dauert nicht Tage oder Wochen, es dauert Monate, um in den "wilden Osten" zu gelangen, etwa von Moskau aus oder von Sankt Petersburg. Britische oder auch spanische Schiffe sind schneller in Alaska als Reisende auf dem Landweg durch Sibirien.
Vertragsunterzeichnung der russischen und amerikanischen Verhandler
Und so verhandelt US-Außenminister William H. Seward im Frühjahr 1867 in Washington mit dem russischen Botschafter über Alaska. Zar Alexander II. hat sich durchgerungen, sein lästig gewordenes Russisch-Amerika abzustoßen. Zudem ist die russische Staatskasse nach dem Krimkrieg klamm, frisches Geld ist sehr erwünscht.
Es kommt zum Jahrhundertgeschäft, das in Alaska bis heute gefeiert wird. Seward und der russische Botschafter unterzeichnen in Washington den Kaufvertrag. Der Kaufpreis beträgt 7,2 Millionen US-Dollar. Die Briten haben ein höheres Angebot angegeben – aber die damals sehr guten Beziehungen zwischen den Russen und den Amerikanern geben den Ausschlag.
Im Oktober 1867 übergeben die Russen Alaska feierlich an die USA. Schon 50 Jahre später holen die Amerikaner das Siebzigfache des Kaufpreises heraus aus diesem Land am Ende der Welt. Erst ist es das gelbe Gold, das sich dort in großen Mengen findet, später ist es das schwarze Gold: Erdöl. Alaska ist reich an Bodenschätzen. Und die Meere und Flüsse sind reich an Fischen - ein lohnendes Geschäft also für die USA. Aber erst 1959 wird Alaska der 49. Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika.
Autor des Hörfunkbeitrags: Wolfgang Meyer
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. Oktober 2022 an die Übergabe Alaskas an die USA. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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