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Kaiserin Auguste Victoria

11. April 1921 - Die letzte deutsche Kaiserin Auguste Victoria stirbt

Als für den späteren deutschen Kaiser Wilhelm II. eine Ehefrau gesucht wird, fällt die Wahl auf Auguste Victoria von Schleswig-Holstein. Sie steht ihrem Ehemann bis zu ihrem Tod 1921 treu zur Seite.

Trotz seiner Jugend ist Wilhelm, Enkel des preußischen Königs und deutschen Kaisers Wilhelm I., erzkonservativ und liebt zudem alles Militärische. Die liberalen Eltern hoffen daher, über die "richtige" Schwiegertochter die politische Gesinnung des Thronfolgers beeinflussen zu können.

Auguste Victoria, letzte dt. Kaiserin (Todestag, 11.04.1921)

WDR ZeitZeichen 11.04.2021 14:58 Min. Verfügbar bis 12.04.2099 WDR 5


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Ihre Wahl fällt auf Auguste Victoria Friederike Luise Feodora Jenny von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. "Dona", wie die am 22. Oktober 1858 Geborene auch genannt wird, verbringt ihre Kindheit fern vom heimischen Fürstentum, um das sich Preußen und Dänemark lange streiten, bis es schließlich von Preußen einverleibt wird.

Gehorsam statt freies Denken

Erst als ihre Familie versichert, keine Ansprüche mehr an Preußen zu stellen, stimmt Wilhelm I. der Hochzeit des Enkels zu. Die Hoffnung der Schwiegereltern, die Angetraute möge Wilhelm zu einer friedlicheren und sozialeren Politik animieren, erfüllt sie indes nicht.

Auguste Victoria ordnet sich ganz dem Ehemann unter. "Das selbständige Denken, auch das modernere, vorwärts gerichtete Denken, das lag ihr nicht", sagt Archivar und Hohenzollernexperte Jörg Kirschstein.

"Holsteinische Kuh" und "Kirche-Guste"

1888 wird Wilhelm II. zum deutschen Kaiser gekrönt und Auguste Victoria wird Kaiserin. Die junge Frau hat einen schweren Stand am preußischen Hof: Kanzler Bismarck bezeichnet sie als "Holsteinische Kuh", gerade gut genug, den Hohenzollern Nachwuchs zu schenken. Zudem gilt sie als nicht ebenbürtig, da ihre Großmutter "nur" eine Gräfin ist.

Wegen ihrer streng protestantischen Frömmigkeit nennt man sie auch "Kirchen-Guste". Die Mutter von sechs Söhnen und einer Tochter weiß aber auch, dass Gebete alleine die große Armut der Industriarbeiter-Familien zur Jahrhundertwende nicht lindern können. "Das war ihr schon ein Bedürfnis. Wie kann sie selber persönlich diese Not lindern", erzählt Jörg Kirschstein.

Geldgeschenke für die Ärmsten

Daher engagiert sich die Kaiserin in rund 140 karitativen Einrichtungen. Sie lässt beispielsweise eine moderne Säuglingsklinik bauen, um die hohe Sterberate bei Neugeborenen zu senken. Immer wieder soll sie – entgegen dem Hofprotokoll – arme Familien persönlich in ihren beengten Wohnungen aufgesucht haben, ein Geldgeschenk in der Hand.

Das spricht sich herum, und Auguste Victoria wird zur Landesmutter – wie keine andere deutsche Kaiserin vor ihr. Wilhelms zahlreiche Affären quittiert sie mit Schweigen. Sie weiß, was die Hofetikette verlangt und folgt ihrem großsprecherischen Ehemann auch 1918 ins niederländische Exil. Dort erkrankt Auguste Victoria und stirbt am 11. April 1921.

Autorin des Hörfunk-Beitrags: Almut Finck
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 11. April 2021 an Kaiserin Auguste Victoria. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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