Viele Menschen in Deutschland halten die Organspende für wichtig – doch nicht mal jeder Zweite hat einen Ausweis, um das "Ja" im Fall der Fälle auch schriftlich zu haben. Dabei wäre es die Voraussetzung dafür, um möglicherweise Leben zu retten. Denn in der Bundesrepublik gilt die Regelung: Nur wer der Entnahme ausdrücklich zustimmt, kann Organe nach dem Tod weitergeben. Das ist die sogenannte Entscheidungslösung. Die Politik schlägt immer mal wieder Alternativen dazu vor. Wie beispielsweise die Widerspruchslösung, sie ist in Europa am weitesten verbreitet: Wer vor seinem Tod nicht widerspricht, spendet automatisch. Das ist in Frankreich, Irland, Italien, Österreich, Spanien und vielen weiteren Ländern der Fall.
Einige wollen aus religiösen Gründen grundsätzlich nicht spenden. Anderen ist es wichtig, den Sterbenden zu begleiten, ohne die gebotene Eile für die Entnahme nach dem Tod. Ein ausdrückliches Nein, hinterlegt im Organspendeausweis, ist auch eine Entscheidungsmöglichkeit. Das gilt auch für das ausdrückliche Ja zur Spende. So oder so, mit Ausweis müssten sich die Hinterbliebenen nach der Todesnachricht nicht mit dem Thema beschäftigen. Diesen Ausweis haben 40 Prozent in Deutschland. Derzeit hoffen rund 8.500 Menschen auf ein lebenswichtiges Organ. Auf eine Millionen Einwohner kommen in Deutschland rund elf mögliche Spender.
Wie denken Sie über die Organspende? Finden Sie es gut, dass man in Deutschland aktiv zustimmen muss? Oder sollte man nach dem Tod automatisch Spender sein? Rein medizinisch ist die Sache klar, mit dem Tod ist die Person verstorben. Das wissen wir. Dennoch ist unser Körper – auch über den Tod hinaus – mehr als ein Organträger. Wird das in der Diskussion berücksichtigt? Was könnte Ihre Einstellung ändern?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Dr. Joachim Boldt, stellv. Institutsdirektor am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Redaktion: Valentina Dobrosavljević und Willi Schlichting
