Live hören
Scala - Aktuelles aus der Kultur mit Claudia Dichter
Symbolbild Krankheit: Eine Frau putzt sich die Nase. Der Krankenstand ist auf Rekordniveau in Deutschland

WDR 5 Tagesgespräch

Rekordkrankenstand: Bleiben wir zu schnell zuhause?

So viele Krankschreibungen gab es noch nie, melden Krankenkassen. Ein Problem für die Wirtschaft, sagen Arbeitgeberverbände. Diskutieren Sie mit Axel Borchard von "unternehmer nrw" und Moderator Ralph Erdenberger im WDR 5 Tagesgespräch!

Die Zahl der Krankmeldungen nimmt zu. Die Techniker Krankenkasse beispielsweise nennt für die ersten neun Monate des Jahres durchschnittlich 14,13 Tage Krankschreibung bei ihren erwerbstätigen Versicherten. Vor der Corona-Pandemie waren das im gleichen Zeitraum nur 11,40 Tage im Schnitt. Und ähnliche Zahlen gibt es auch von anderen Krankenkassen.

Wirtschaftsvertreter sehen darin zunehmend ein Problem. Eine Untersuchung vom Verband der forschenden Pharmaunternehmen kam zu dem Ergebnis, dass der hohe Krankenstand mit dafür verantwortlich ist, dass Deutschland 2023 in eine Rezession gerutscht ist.

Ist es in Deutschland für Beschäftigte zu leicht, sich krankzumelden, unter anderem auch wegen der telefonischen Krankschreibung? Darum gibt es aktuell eine große Diskussion. Auf der einen Seite: Arbeitgeberverbände wie der BDA. Steffen Kampeter, BDA-Hauptgeschäftsführer, spricht sich dafür aus, die telefonische Krankschreibung wieder abzuschaffen. Auch Wirtschaftsminister Christian Lindner von der FDP sagt, es gäbe "eine Korrelation zwischen dem Krankenstand und der Einführung dieser Maßnahme, die als guter Bürokratieabbau gedacht war."

Ärztevertreter halten dagegen: Die telefonische Krankmeldung entlaste Praxen und verhindere weitere Ansteckungen. Einen Zusammenhang zwischen hohem Krankenständen und der Möglichkeit, sich telefonisch krankschreiben zu lassen, sieht zum Beispiel der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt "definitiv nicht".

Als Ursache für den hohen Krankenstand führt die Vorstandsvorsitzendes des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, drei wesentliche Faktoren an: Einen starken Anstieg von Atemwegserkrankungen, eine Zunahme an psychischen Erkrankungen und einen technischen Grund: Seit der Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung werden Krankmeldungen jetzt besser erfasst.

Bleiben Beschäftigte heute öfter krankheitsbedingt zuhause als früher? Wie handhaben Sie das selbst? Gibt es aktuell viele Krankmeldungen in Ihrem Umfeld? Macht es die telefonische Krankschreibung Beschäftigten "zu einfach", sich krankzumelden? Ist der höhere Krankenstand ein Zeichen von fehlender Arbeitsmoral? Oder ist es eher ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein, wenn Kranke zuhause bleiben, weil sie so andere nicht anstecken? Könnten Unternehmen etwas dazu beitragen, um den Krankenstand bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu verringern?

Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).

Gast: Dr. Axel Borchard, Mitglied Hauptgeschäftsführung "unternehmer nrw"

Redaktion: Thomas Vehling und Julia Lührs

Rekordkrankenstand: Bleiben wir zu schnell zuhause?

WDR 5 Tagesgespräch 29.10.2024 46:47 Min. Verfügbar bis 29.10.2025 WDR 5


Download