Gespräch - Gedenken und Migration
Deutsche sehen sich gern als Erinnerungselite
Stand: 27.01.2015, 11:38 Uhr
Unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland hat fast jeder dritte einen Migrationshintergrund. Heißt das, die Geschichte des Holocaust muss ganz anders vermittelt werden als bisher? Nein, sagt die Politikwissenschaftlerin Elke Gryglewski.
Bei ihrer Arbeit in der Gedenk- und Bildungsstätte 'Haus der Wannsee-Konferenz' hat Gryglewski die Erfahrung gemacht, dass sich Jugendliche unterschiedlichster Herkunft empathisch für die Geschichte der Judenverfolgung interessieren. Vorausgesetzt, man vermittelt ihnen nicht von vorne herein das Gefühl, dass sie dem Thema nicht gewachsen sind. Gewiss müsse man z.B. mitbedenken, dass palästinensische Jugendliche eine Verbindung zu den Fluchterfahrungen ihrer eigenen Familie ziehen können. Aber eins gilt es auf jeden Fall zu vermeiden, so Gryglewski im Politikum-Gespräch zum WDR 5 Thementag "Auschwitz und ich": Das Gedenken darf nicht als Distinktionsmerkmal dienen - nach dem Motto "Wir Deutschen beherrschen die Disziplin viel besser als andere". Vielmehr sei das Wichtigste, die vielfältige Herkunft von Schülern gerade nicht als Problem zu begreifen.
Redaktion: Morten Kansteiner