Wie verbinden Sie Produktivität mit Nachhaltigkeit?
Waren Sie heute produktiv? Der Begriff der Produktivität wird in unseren Zeiten vor allem in einem ökonomischen Sinn verwendet. Psychologisch kann das ganz schön Druck machen. Dabei hat Produktivität viel mehr Potenzial, persönlich und gesellschaftlich.
In der heutigen Verwendung des Produktivitätsbegriffs, sagt die Philosophin Hannah Schragmann, zeigen sich vor allem kurzfristige und ökonomische Dimensionen. Die soziale, ökologische und langfristige Bedeutung werde dagegen vernachlässigt: "Produktiv arbeitet derjenige, der in kurzer Zeit viel schafft, also Input minimiert und Output maximiert."
Das mag ökonomisch in bestimmten Kontexten durchaus Sinn machen. Allerdings hat es auch die Folge, dass "ein instrumentalisierendes Weltverhältnis resultieren kann". Und das erschwert das "Gefühl von Einbettung und Orientierung." Die Folge ist eine Produktivitätskrise: "Immer mehr Menschen zerbrechen an dem Anspruch, produktiv zu arbeiten, was sich in steigenden Burn-Out-Raten, Angststörungen und Depressionszahlen manifestiert." Was kann man dagegen tun? Hannah Schragmann schlägt eine Rückbestimmung auf den Ursprung des Produktivitätsbegriffs vor. Dabei geht es um das griechische Wort poiesis, was so viel bedeutet wie "Hervorbringung dessen, was im Hervorbringenden bereit angelegt ist". Produktivität ist dann nicht nur ein Leistungsbegriff, sondern einer, der auch die Beziehung des Individuums zu sich selbst und zur Gesellschaft beschreibt.
Die Philosophin Hannah Schragmann
Hannah Schragmann entwickelt darauf aufbauend einen humanistischen Produktivitätsbegriff, bei dem Beziehung, Verbundenheit und Resonanz bedeutsam sind. Produktivität ist dann nicht mehr nur eine Beziehung zwischen Input und Output, sondern eine Verbindung zum Selbst und zur Welt gleichermaßen. Eine Welt, in der Einbettung und Orientierung möglich sind.
Wie lässt sich Produktivität anders als nur ökonomisch denken? Was hat Produktivität mit Nachhaltigkeit und einem gelingenden Leben zu tun? Wie steht es um Ihre Produktivität?
Hörer:innen können mitdiskutieren unter 0800 5678 555 oder per Mail unter philo@wdr.de.
Redaktion: Gundi Große
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