Psychoanalytiker und Autor Wolfgang Schmidbauer blickt in die Kamera.

Wolfgang Schmidbauer – Die Rolle der Erstgeborenen

Kindheit prägt für ein ganzes Leben. Dabei spielt auch die Geschwisterreihenfolge eine große Rolle. Für den Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer müssen insbesondere die Erstgeborenen in einer Familie große Herausforderungen bewältigen.

Wolfgang Schmidbauer selbst ist Zweitgeborener. Der Tod des älteren Bruders war für ihn der Auslöser, sich intensiv mit der besonderen Rolle der Erstgeborenen in einer Familie zu beschäftigen. Das erste Kind in einer Familie hat zunächst eine herausgehobene Rolle, genießt viele Privilegien und große Aufmerksamkeit. Kommt dann ein Geschwisterkind hinzu, ändert sich diese Position schlagartig. Weniger elterliche Aufmerksamkeit, geteilte Zuwendung und mehr Verantwortung setzen die Erstgeborenen unter Druck: Neid und Eifersucht auf das Geschwisterkind sind nicht selten die Folge.

Nicht nur in der eigenen Familie, auch in seiner psychoanalytischen Praxis begegnet Wolfgang Schmidbauer häufig Konflikten, die für ihn im Zusammenhang stehen mit der jeweiligen Position innerhalb der Geschwisterreihenfolge. Für Eltern kann es in der Erziehung hilfreich sein, auf "ausgleichende Gerechtigkeit" zwischen den Geschwistern Wert zu legen und den oder die Erstgeborene nicht mit allzu massiven "Du musst jetzt vernünftig sein"-Appellen zu überfordern. Für Erwachsene bietet das Nachdenken über die jeweilige Geschwistersituation die Chance, eigenen Persönlichkeitsentwicklungen auf die Spur zu kommen. "Wir verstehen uns selbst und andere besser, wenn wir ihre Wege verfolgen." 

Buchtipp

Wolfgang Schmidbauer: Die Erstgeborenen. Wie sie ihre Kindheit den Geschwistern opfern. Paderborn: Bonifatius Verlag. 2024. 176 S., 18,00 €. ISBN: 978-3-98790-055-6

Redaktion: Julia Lührs

Wolfgang Schmidbauer – Die Rolle der Erstgeborenen

WDR 5 Neugier genügt - Redezeit 25.09.2024 22:02 Min. Verfügbar bis 25.09.2025 WDR 5


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