In Berlin findet ab heute Mittag der "Inclusive Entrepreneurship Summit" statt. Dabei geht es um Inklusion, Diversität und Nachhaltigkeit in der Gründungsszene. Die Veranstaltung soll laut Organisatoren ein starkes Zeichen setzen für weibliche Selbständige und Selbständige mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte.
Perspektive neuStart e.V.
Einer der Veranstalter des Summit ist das Saarbrücker Projekt "Perspektive neuStart e.V.". Laut ihres Geschäftsführers Ralf Sänger hilft das Projekt Geflüchteten und Migrant:innen, sich selbstständig zu machen. Voraussetzung für die kostenlose, einjährige Betreuung durch das Projekt sei ein überzeugendes Geschäftsmodell der Gründer:innen.
Dann helfe Perspektive neuStart der Person, sich im Dschungel der deutschen Bürokratie zurecht zu finden, berate zudem zu rechtlichen und geschäftlichen Fragen in persönlichen Coachings sowie wöchentlichen Workshops und vermittele Kontakte zu potenziellen Kunden und Geldgebern.
Die Bedeutung der migrantischen Ökonomie in Deutschland
Laut Perspektive neuStart ist zwischen 2005 und 2023 die Anzahl der Selbstständigen ohne Migrationsgeschichte in Deutschland gesunken, während die Zahl der Selbstständigen mit Migrationsgeschichte gestiegen ist. Rund ein Viertel aller selbständigen Personen in Deutschland hatten in 2023 einen Migrationshintergrund.
Perspektive neuStart schlussfolgert daraus, dass die deutsche Unternehmenslandschaft in den letzten Jahren ohne Selbständige und Gründer:innen mit Migrationsgeschichte deutlich geschwächt worden wäre. Dies betone die essenzielle Rolle, die diese Selbständigen als wichtige Stütze für die deutsche Wirtschaft haben.
Herausforderungen von Gründer:innen mit Migrationsgeschichte
Laut Perspektive neuStart sind die Herausforderungen für Gründer:innen mit Migrationsgeschichte vielfältig. So seien viele Informationen zur Unternehmungsgründung in den entsprechenden Institutionen weder gesammelt noch mehrsprachig. Zudem sei die Antragstellung für Beratungsangebote oft zu kompliziert und in formalisiertem Deutsch.
Berufsabschlüsse, die in anderen Ländern gemacht wurden, würden nicht immer gleichwertig anerkannt werden. Zudem dauerten die Anerkennungsverfahren lange und seien nicht immer erfolgreich.
Eine weitere Herausforderung für die Gründer:innen mit Migrationsgeschichte seien Kredite. Banken würden Kredite nicht vergeben, wenn Gründer:innen einen befristeten Aufenthaltstitel haben, der unter der Kreditlaufzeit liegt. Außerdem erlaubten viele Aufenthaltstitel keine uneingeschränkte Selbständigkeit. Deswegen sei oft ein Wechsel des Aufenthaltstitels oder ein zusätzlicher Aufenthaltstitel notwendig, um sich selbstständig zu machen – was wiederrum vom Ausländeramt abhängig ist.
Geschäftsführer des Vereins Perspektive neuStart ist der Politikwissenschaftler Ralf Sänger. Er unterstützt seit 20 Jahren Selbstständige mit Migrationsgeschichte. Über ihre Herausforderungen spricht er mit WDR-5-Moderator Ralf Erdenberger
Redaktion: Lars Schweinhage