Das Dirndl ist mal ein Objekt der Feierlust und des edlen Lifestyles, mal billige Schnellkonsumklamotte für Volksfeste. Gleichzeitig ist das Dirndl immer auch auf dem politisch-populistischen Parkett präsent, weiß Elsbeth Wallnöfer. Die Südtiroler Volkskundlerin beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Brauchtum, Heimattümelei, Dirndl und Lederhose. Für die Philosophin war das Dirndl nie bäuerliche Arbeitskleidung, sondern seit der Erfindung Anfang des 19. Jahrhundert immer nur ein modisches Kleidungsstück, eine heitere Gegenspielerin der sogenannten regionaltypischen Tracht.
1938 wurde das Dirndl von den Nazis als deutsche Heimattrachten "volksecht" aufgeladen und damit politisch. Erfunden wurde ein Dirndl mit gezähmter Erotik, kratziger Wollrock und weißer Bluse. Erst nach 1945 polierte das modische Kleidungsstück mit Salzburger Wurzeln das Image Österreichs als treuherziges Dirndl-Charming-Land auf.
Redaktion: Chris Hulin
Buchtipp:
Elsbeth Wallnöfer: How to wear a Dirndl. (K)eine Gebrauchsanleitung. Anton Pustet Verlag. Salzburg 2024. 104 Seiten. 20 Euro. ISBN: 978-3702511425.