Dass auch Europa sich für den Frieden im Nahen Osten engagiert, wird im Nahen Osten gewünscht und erwartet, auch in der israelischen Zivilgesellschaft, sagt Daniel Gerlach. Sowieso sei schon genügend Porzellan in den einst guten Beziehungen zu vielen Regierungen zerschlagen – insbesondere zu Deutschland, möglicherweise auf Jahrzehnte. Die Lösung der Palästinafrage stehe dabei im Zentrum. Daniel Gerlach ist trotz allem davon überzeugt, dass es Lösungen geben kann – an möglichen Lösungskonzepten arbeitet er selbst mit.
"Die USA und Europa müssen sich noch viel mehr einbringen", sagt Daniel Gerlach. Insbesondere auch mit Blick auf die Situation im Gazastreifen, deren Folgen die Welt noch über Generationen beschäftigen werde. "Das ist eine unvorstellbare humanitäre Katastrophe, die unbedingt beendet werden muss." Der Nahost-Experte kritisiert Kanzler Scholz, den er in Sachen Naher Osten als "Totalausfall" bezeichnet – Außenministerin Baerbock bemühe sich zwar, das aber auch nur innerhalb bestimmter Grenzen.
Der Islamwissenschaftler Daniel Gerlach, geboren 1977, ist Herausgeber und Chefredakteur des Magazins "Zenith – Zeitschrift für den Orient", das er 1999 zusammen mit anderen Studierenden der Islamwissenschaft in Hamburg gegründet hat. Gerlach ist Direktor der Candid Foundation, ein Thinktank, der sich in internationalem und interkulturellem Dialog engagiert und zur friedlichen Lösung von Konflikten arbeitet.
Redaktion: Jessica Eisermann