
Denk nach, bevor du etwas teilst. So ähnlich stellt sich ein Facebook Manager ein intelligentes Programm vor, das Falschmeldungen verhindern soll. Ein guter Gedanke, nur die Umsetzung muss ich leider bezweifeln. Wie sollen Algorithmen oder künstliche Intelligenz zwischen Satire und Lüge unterscheiden, wenn schon das Gehirn meiner Facebook-Freunde viel zu häufig auf die Rattenfänger im Netz hereinfällt?
Es ist zum Verzweifeln, wenn plötzlich Schulfreunde Videos empfehlen, deren Protagonisten den Holocaust leugnen. Manchmal funktioniert die Selbstkontrolle, wenn andere auf Fehler hinweisen, bis sich der Absender entschuldigt. Sorry, wusste ich nicht. Das Video ist trotzdem geteilt und jeder weitere Kommentar sorgt für einen viralen Hit. Das bedeutet, dass Facebook mit der Diskussion über den Antisemiten Geld verdienen kann.
Und genau das ist das Problem. Das Geschäftsmodell ist eben nicht die Demokratisierung der Gesellschaft, sondern der Erlös von Werbegeldern. Auch Populisten gehen online shoppen. Noch gefährlicher: ihre Anführer lassen Inhalte produzieren. Je dreister die Lüge, umso größer die Diskussion. Das angebliche Pferdeschlachten von Flüchtlingen interessiert offenbar mehr, als der Tod in Aleppo.
Wenn deutsche Politiker aber jetzt von Facebook jetzt verlangen, Inhalte zu löschen, dann ist das leider naiv. Wie reagieren wohl Kunden, wenn ein Computerprogramm aus Versehen Fakten löscht, weil sie jemand als fake news gemeldet hat? 1,8 Milliarden Facebook-Mitglieder zu kontrollieren ist einfach unmöglich. Deshalb müssen sich auch die Nutzer immer häufiger fragen, wem sie in Zukunft vertrauen wollen. Bislang bietet Facebook ungefiltert Meinung und Nachrichten.
Sollen in Zukunft auch Redakteure bei Facebook arbeiten, die überprüfen, ordnen und bewerten? Für Facebook ist die Antwort auf diese Frage sehr unangenehm. Es reicht nicht mehr aus, Programmierer damit zu beschäftigen, um das Problem technisch zu lösen. Facebook muss sich mit Wissenschaftlern und Politikern gemeinsam überlegen, wie es seine Glaubwürdigkeit verteidigen kann. Wenn nämlich Regierungen soziale Netzwerke regulieren, dann ist es schnell vorbei mit der Meinungsfreiheit, wie beispielsweise in China. Eine sinnvolle Lösung für das Problem kann ich leider auch nicht anbieten. Solange sollten alle 1,8 Milliarden Nutzer nachdenken, bevor sie etwas teilen.
Redaktion: Patrick Raulf