Leben mit Demenz – "Die Wörter der anderen"
Stand: 20.05.2024, 08:30 Uhr
Ein schleichender Prozess: Es beginnt damit, dass man etwas verlegt oder vergessen hat. Das kann jedem mal passieren. Aber ein Mensch, der an Demenz leidet, verliert am Ende seine Persönlichkeit. Ein literarisches Porträt über den Verlust der Realität.
Die Wörter der anderen
Herr Schmiet ist 87 Jahre alt. Er spürt, dass etwas nicht stimmt. Immer mehr Lücken im Gedächtnis, immer mehr Pannen im Alltag. Er sucht nach einer Methode, sich besser in der Gegenwart zu verankern. Er schreibt jeden Tag ein paar Sätze aus dem Gedächtnis: Gedichte und Kinderreime – die Wörter der anderen.
Die Angehörigen sind überfordert
Mit dem Abtauchen in die Vergangenheit werden für ihn Menschen lebendig, die ihn begleitet haben: seine Mutter, seine erste Frau, die früh gestorben ist. Die Frau, mit der er jetzt verheiratet ist – viel jünger als er – zeigt sich irritiert von seinem Verhalten. Zusammen mit der Tochter überlegt sie, was zu tun ist.
Letzter Ausweg: Flucht
Er weiß, dass sie ihn loswerden will. Er versteht das. Sie möchte frei sein. Wer will dauerhaft für einen Verwirrten verantwortlich sein, der nicht mehr weiß, was er tut? Herr Schmiet bekommt Angst: Auf keinen Fall will er dem Gesundheitssystems ausgeliefert sein. Noch kann er laufen. Noch kann er allein in einen Zug einsteigen. Er flüchtet. Die Geschichte orientiert sich an Beispielen aus der Wirklichkeit, ist aber Fiktion. Eine literarische Verdichtung.
Autorin: Monika Buschey
Redaktion: Gerald Beyrodt
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